Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart war von der Empfehlung des Expertenrats, dass Ärzte in ihren Ordinationen Covid-Tests machen sollen, überrascht. Er plädiert für eine „Container-Lösung" für Städte.
„Die Presse": Waren Sie eigentlich überrascht, als vergangene Woche Petra Apfalter vom Expertenrat im Gesundheitsministerium empfohlen hat, dass niedergelassene Ärzte Covid-Tests in den Praxen durchführen sollen?
Johannes Steinhart: Schon. Wir waren erst kürzlich im Ministerium und wurden darauf nicht angesprochen. Dann gab es plötzlich diesen fertigen Entwurf, der nun gleich im Parlament landet. Wir hätten gerne vorher einiges abgesprochen.
In der Stadt Wien war man auch überrascht. Übrigens auch von Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres, der auf Ö1 recht gelassen meinte: Das sei kein Problem. Immerhin lautete speziell in Wien lange die Strategie, dass Verdachtsfälle nicht in die Ordinationen kommen sollen.
Ich glaube, da wurde er überinterpretiert. Natürlich nehmen wir Ärzte unsere Verantwortung wahr, aber es ist wie bei der Corona-Ampel: Zuerst klingt es simpel, dann wird es kompliziert. Denn natürlich ist das schon ein Problem. Dazu muss ich kurz ausholen: Es stimmt, wir waren uns bei der ersten Welle relativ einig, dass wir in den Wartezimmern keine Verdachtsfälle wollen. In Italien ist ja viel im Wartebereich passiert. In Wien sind wir die Verdachtsfälle deshalb mit dem Ärztefunkdienst angefahren – das hat sich auch sehr bewährt. Ich denke, jetzt müssen wir zwischen Ballungsräumen und ländlichem Raum unterscheiden. In Wien haben wir enge Stiegenhäuser, Lifte, wo Leute Brust an Brust stehen, viele Ordinationen sind in Gemeindebauten. Das heißt: Allein aus Hygienegründen geht das gar nicht überall. Im ländlichen Bereich hat man es dagegen leichter. Dort haben die Ordinationen in der Regel größere Räume und man kann auch leichter ein Zelt vor die Ordination stellen, um Abstriche zu nehmen.
