Russland

Nawalny aus Spital in Berlin entlassen

Alexei Nawalny kann das Krankenhaus verlassen.
Alexei Nawalny kann das Krankenhaus verlassen.(c) Reuters
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Der Kreml-Kritiker hat die Charité in Berlin am Dienstagabend verlassen. Wladimir Putin spekulierte über eine angebliche Selbstvergiftung, Nawalny reagierte mit Sarkasmus.

Nach rund einmonatiger Behandlung in der Berliner Charité ist Alexei Nawalny, am Dienstagabend aus der stationären Behandlung entlassen worden. Dies teilte die Universitätsklinik mit. Sein Gesundheitszustand habe sich soweit gebessert, dass die akutmedizinische Behandlung beendet werden konnte. Der 44-Jährige, der während einer Sibirien-Reise Ende August mutmaßlich mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet worden war, lag mehr als drei Wochen auf der Intensivstation.

Die Ärzte halten auf Grund des bisherigen Verlaufs und des aktuellen Zustandes eine vollständige Genesung für möglich, verlautete aus der Charité. Eventuelle Langzeitfolgen der schweren Vergiftung können aber erst im weiteren Verlauf beurteilt werden, hieß es.

Nawalny gilt als schärfster Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. In Berlin kündigte er an, nach Russland zurückkehren zu wollen. Der Fall Nawalny hat die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland einer erneuten Belastungsprobe unterworfen und die Gaspipeline Nord Stream 2 auf den Prüfstand gestellt.

„Das Telefon fühlt sich an wie ein Stein"

Zum aktuellen Aufenthaltsort Nawalnys machte die Charité keine Angaben. "Die öffentliche Mitteilung zum Gesundheitszustand von Herrn Nawalny erfolgt im Einvernehmen mit ihm und seiner Ehefrau", hieß es nur.

Der 44-Jährige hatte seinen Weg der Genesung zuletzt mit mehreren Instagram-Fotos dokumentiert. Er dankte bereits in einer am Samstag veröffentlichten Nachricht den "brillanten Ärzten" der Klinik. Noch vor kurzem aber habe er nicht einmal Menschen erkannt und nicht begriffen, wie Reden geht. "Das hat mich zur Verzweiflung getrieben, weil ich ja im Grunde schon verstanden habe, was der Doktor will, aber ich wusste nicht, woher ich die Worte nehmen soll."

Nawalny wies dabei auch darauf hin, dass es noch viele Probleme zu lösen gebe. Das Telefon fühle sich in der Hand an wie ein Stein. "Und sich selbst Wasser einschenken ist eine richtige Attraktion."

Nach seiner Entlassung hat er ein Foto von sich veröffentlicht. Auf seiner Instagram-Seite zeigt sich der 44-Jährige auf einer Bank in einer Grünanlage mit ernster Miene sitzend. Er werde jetzt täglich zur Physiotherapie gehen und womöglich ein Rehabilitationszentrum aufsuchen, schrieb Nawalny zu dem Foto.

Er erlerne wieder Gleichgewicht zu bekommen, indem er auf einem Bein stehe. Seine linke Hand sei noch teilweise gelähmt.

Putin unterstellte eine Selbstvergiftung

Der russische Präsident Wladimir Putin hat laut „Le Monde“ indessen eine mögliche Selbstvergiftung Nawalnys ins Spiel gebracht. Die französische Zeitung berichtet, Putin habe bei einem Telefonat mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Vermutung geäußert, Nawalny könnte sich das Nervengift Nowitschok selbst verabreicht haben. Der Putin-Kritiker reagierte mit Sarkasmus auf den Bericht.

Bei dem Telefongespräch mit Macron am 14. September brachte Putin demnach mehrere Thesen vor, wie es ohne Einmischung russischer Stellen zu der Vergiftung Nawalnys gekommen sein könne. Er verwies neben der Selbstvergiftung auf eine mögliche Verbindung nach Lettland, wo der Hersteller des Nervengifts Nowitschok lebe. Macron wies diese Vermutungen nach den Informationen von "Le Monde" entschieden zurück.

Nawalny selbst machte sich auf dem Online-Dienst Instagram über die Mutmaßungen lustig: "Ich habe Nowitschok in der Küche gekocht", schrieb er dort ironisch. "Davon habe ich etwas aus meinem Flachmann im Flugzeug geschluckt." Er fügte sarkastisch hinzu: "Putin hat mich durchschaut. Man kann ihn einfach nicht täuschen."

(APA/DPA/Reuters)

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