Europa League

Viktor Orbáns slowakische Fußball-Filiale

Vaclav Salek / CTK / picturedesk
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Lask-Gegner Dunajská Streda ist in der Slowakei mehr als nur ein Fußballverein.

Wien. Ungarische Legionäre, ein ehemaliger ungarischer Teamchef als Trainer und Viktor Orbán als Finanzier im Hintergrund – DAC Dunajská Streda ist in der Südslowakei mehr als nur ein Fußballverein. Der 1904 als „Dunaszerdahelyi Atlétikai Club“ gegründete Verein ist das Aushängeschild der ungarischen Minderheit in der Slowakei und am Donnerstag Gegner des Lask in der dritten Qualifikationsrunde zur Europa League (20.30 Uhr, live, ORF1).

Dritter 2018, Zweiter 2019 und Dritter 2020 – Dunajská Streda hat sich zuletzt in den vorderen Rängen der slowakischen Liga festgesetzt. Mehr ist laut Meinung der Anhängerschaft ohnehin nicht möglich. Ihrem Klub sei es nicht erlaubt, die Meisterschaft zu gewinnen, mutmaßen viele.

Ungarisches Steuergeld

Aktuell ist Dunajská Streda aber auf dem besten Weg zum Titel. Sieben Siege in sieben Ligaspielen bei einem Torverhältnis von 25:7 stehen vor der Partie auf der Linzer Gugl zu Buche.

Die Stars der Mannschaft sind der im Sommer von Udinese fix verpflichtete Kroate Andrija Balić, 23, und der ungarische Internationale und Kapitän Zsolt Kalmár, 25, bis 2017 noch bei RB Leipzig. Trainer ist der Deutsche Bernd Storck. Der 57-Jährige war von 2015 bis 2017 Ungarns Teamchef und betreute die Magyaren bei der EM 2016, als sie über Österreich hinweg ins Achtelfinale vorstießen.

Möglich macht die Investitionen Eigentümer Oszkár Világi. Der Unternehmer, 57, stammt aus der 22.000-Einwohner-Stadt, dem Zentrum der ungarischen Minderheit (mehr als 450.000 Menschen) in der Slowakei. Világi übernahm den Verein, bei dem die Österreicher Robert Pflug (2004, 2006–2007) und Kurt Garger (2009–2010) als Trainer gearbeitet hatten, 2014 und führt ihn seither an die Spitze. Világi hat den Großteil der 40 Millionen Euro bezahlt, die in eine Akademie und ein neues Stadion gesteckt wurden.

Zehn Millionen Euro soll die ungarische Regierung beigesteuert haben. Viktor Orbán ist auch deshalb ein gern gesehener Gast in der schmucken 13.000er-Arena. Ungarns Staatschef nutzt den Fußball als Propagandainstrument. Laut der Investigativplattform Atlantszo hat er nicht nur in Ungarn, sondern auch in Rumänien oder der Slowakei schon über 700 Millionen Euro an Steuergeldern in Infrastrukturprojekte gesteckt.

„Singen und Strafen zahlen“

„Ohne die Unterstützung aus Ungarn wäre es kaum gelungen, aus dem Zweitligisten innerhalb weniger Jahre einen der Spitzenklubs der Slowakei zu machen“, sagte Sportdirektor Jan Van Daele gegenüber dem Schweizer SRF. Einher mit der Finanzspritze von südlich der Grenze geht auch die zelebrierte Verbundenheit mit der ungarischen Nationalität.

Das gefällt in der Slowakei nicht jedem. So stach der Slowakischen Nationalpartei ins Auge, dass vor jedem Heimspiel die ungarische Nationalhymne intoniert wird. Eine in der Südslowakei „Lex DAC“ genannte Gesetzesvorlage sollte im Vorjahr das Singen oder Abspielen von fremden Hymnen verbieten. Klubchef Világi kündigte umgehend an: „Wir werden singen und eben die Strafen bezahlen.“ Staatspräsident Andrej Kiska legte nach Protesten der ungarischen Minderheit schlussendlich sein Veto gegen die Vorlage ein.

Sportdirektor Van Daele, ein Belgier, sieht die Lage entspannt. „Die Klubhymne und die Nationalhymne haben nichts mit Separatismus oder mit Provokation zu tun. Sie sind nur Ausdruck der hiesigen Kultur. Und die ist nun einmal ungarisch.“

(red.)

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