Kärnten

"Anarchische Zustände": Kärnten wehrt sich gegen illegale GTI-Treffen

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Ein Sportwagen f�hrt z�gig durch die Kom�dienstra�e. K�ln, 02.05.2018 *** A sports car drives quickly through the Kom�(c) imago images/Future Image (Christoph Hardt via www.imago-images.de)
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Die Landesregierung fordert in einer Resolution von der Bundesregierung mehr rechtliche Möglichkeiten gegen Auswüchse beim GTI-Treffen.

Solche „anarchischen Zustände“ habe er noch nie erlebt, macht Peter Kaiser seinem Ärger Luft. Der Kärntner Landeshauptmann ist empört. Über das, was vergangenen Woche und am Wochenende in Kärnten los war. Mehrere tausend Teilnehmer kamen zu dem inoffiziellen GTI-Herbsttreffen in den Kärntner Zentralraum, speziell rund um Velden, im Keutschacher Seental und um den Faaker See. In der Nacht auf Sonntag herrschten chaotische Zustände, denen die Polizei kaum Herr wurde. Heulende Motoren, absichtlich verursachte Fehlzündungen, Autos, die Gummi geben oder Beschleunigungsduelle mitten im Ortsgebiet, umringt von Hunderten Zuschauern - das alles stand seit vergangenen Mittwoch auf der Tagesordnung. Die Bilanz: Mehrere hundert Organmandate, rund 100 Kennzeichenabnahmen und unzählige Anrainerbeschwerden.

Videos von vielen Aktionen wurden auch auf Social Media geteilt. In diesem Fall wurde es dem Fahrer zum Verhängnis. Auf einem Parkplatz an der Villacher Alpenstraße, die durch ein Naturschutzgebiet führt, driftete ein Autolenker mit seinem Fahrzeug um ein stehendes Auto, das nach einiger Zeit "Gummi" gab. Durch das Video konnten beide Fahrzeughalter ausgeforscht werden,  beide kommen aus Wien. Die Polizei ermittelt nun, der Strafrahmen liegt hier bis zu 5.000 Euro.

„Gastfreundschaft mit Füßen getreten"

Nun hat das Land Kärnten offenbar endgültig genug von den GTI-Fans. Am Dienstag beschloss die Kärntner Landesregierung eine Resolution an die Bundesregierung, in der mehr rechtliche Möglichkeiten gefordert werden, um gegen die Auswüchse vorzugehen. Auch der Tourismusverband Finkenstein protestiert und will Gegenmaßnahmen ergreifen.

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) erklärte bei einer Pressekonferenz, "die Gastfreundschaft Kärntens ist im wahrsten Sinn des Wortes mit Füßen getreten worden". Man habe daher eine Resolution beschlossen, die man schon vor zwei Jahren an den damaligen Verkehrsminister Hofer gerichtet habe. Diese sei damals wirkungslos geblieben, nun sehe man hingegen eine hohe Bereitschaft, Veränderungen einzuleiten.

In Kärnten finden die GTI-Treffen schon seit Jahren statt. Neben dem offiziellen Treffen, das jedes Jahr am Christi-Himmelfahrts-Wochenende über die Bühne geht, haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr unorganisierte Nebentreffen etabliert: In den Wochen vor und nach Christi Himmelfahrt und auch im Herbst. Weil das Treffen im Frühling abgesagt wurde, kamen wohl nun besonders viele zu dem illegalen Treffen vergangene Woche.

Verkehrslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) meinte, man werde sich gegen jene wehren, die das Land als Rennstrecke oder als "Gummi-Gummi-Ballermann" missbrauchen und die Bevölkerung gefährden würden. "Das hat nichts mehr mit Tourismus zu tun, und schon gar nicht mit dem Tourismus, den wir entwickeln wollen." Schuschnig forderte höhere Strafen, aber auch die Möglichkeit, die Kennzeichen für mehrere Tage zu entziehen, auch Führerscheinabnahmen zu ermöglichen und im Extremfall auch die Beschlagnahme von Fahrzeugen. Er ortete einen Sinneswandel auch bei den Touristikern, jene, die davon besonders profitieren würden, seien immer mehr in der Unterzahl.

Tourismusverband will keine Motorsport-Gäste

Widerstand gegen das GTI-Treffen kommt auch vom Tourismusverband Faaker See. Michaela Tiefenbacher, Vorsitzende des Tourismusverbandes Finkenstein am Faaker See, stellte am Montagabend in einer Aussendung fest: "Nach diesem Wochenende ist für mich klar: Es reicht!! Es kann nicht sein, dass naturliebende Gäste abreisen, weil sie in unserer Region nicht das vorfinden, was wir das ganze Jahr über bewerben." Die Situation spalte die Unternehmen, die sich rechtfertigen müssten, warum sie diese Gäste beherbergen.

Der Tourismusverband will mit einem neuen Konzept die Situation am Faaker See maßgeblich verändern. Die Idee sei es, eine Situation zu schaffen, die im Vorfeld eine klare Botschaft an die Gäste sende: "Wir sind keine Urlaubsdestination für Motorsport." Bei uns ist kein Platz für Straßenrennen, Gummi-Gummi usw. Wir wollen unsere Natur und unseren Lebensraum erhalten, für uns selbst und für unsere Gäste." Das Konzept will Tiefenbacher am Donnerstag der Öffentlichkeit präsentieren.

(APA/red.)

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