Die Regierung verschärft angesichts von Rekordzahlen den neuerlichen Lockdown. Der Epidemiologe Hagai Levine kritisiert Premier Netanjahu und befürchtet eine Massenansteckung.
Tel Aviv. Trotz des neuerlichen Lockdowns steigen die Corona-Infektionszahlen in Israel weiterhin dramatisch: Beinahe 7000 Menschen wurden zuletzt positiv auf das Covid-19-Virus getestet – ein neuer Rekord für das Neun-Millionen-Einwohner-Land. Damit zählt Israel zu den Staaten mit den höchsten Infektionsraten im Verhältnis zur Bevölkerung. Experten warnen vor einer drohenden Überlastung der Krankenhäuser.
Als Gegenmaßnahme hat Israels Regierung beschlossen, den bereits geltenden Lockdown zu verschärfen: Kaum jemand darf noch zur Arbeit fahren, Unternehmen müssen ihre Angestellten in die Heimarbeit schicken, die meisten Geschäfte mit Ausnahme von Lebensmittelläden und Apotheken schließen. Die Israelis dürfen sich maximal einen Kilometer von ihrem Wohnsitz entfernen, was nun aber auch die Teilnahme an Protesten einschließt: Die Menschen dürfen nur noch Demonstrationen im Umkreis von 1000 Metern besuchen – eine kontroverse Regelung, weil sie die wöchentlichen Proteste gegen Premier Benjamin Netanjahu vorübergehend aussetzen dürfte. Seit Monaten versammeln sich jeden Samstag Tausende in Jerusalem, um den Rücktritt Netanjahus zu fordern, der wegen Korruptionsverdacht vor Gericht steht.
„Harte Entscheidungen“
Die Verschärfungen sollen am Freitag in Kraft treten und bis zum 10. Oktober gelten, dem Ende des jüdischen Laubhüttenfestes. „Wir müssen harte Entscheidungen treffen“, sagte Netanjahu in einer Videoansprache. „Als Premierminister bin ich verpflichtet, eure Leben zu schützen.“