Theaterchef Harald Posch hat Ludwig Anzengrubers Volksstück „Der G'wissenswurm“ von 1874 mit neuen Themen aufgeladen und lässt überspitzt klischeebeladene Stadt-Land-Gegensätze aufeinanderprallen.
Wiener Neustadt, Ernstbrunn, Tulln . . . Ein Tonband spielt auf der Bühne des Werk X die Ergebnisse der niederösterreichischen Gemeinderatswahl 2020 ab. Der Plexiglasverbau ist keine Corona-Sicherheitsmaßnahme, sondern ein Tankstellenbeisl. Hier zwischen Palmenfototapete, Lichterkette, Getränkekisten und Klo spielt sich das Dorfleben ab.
An der Theke kippt Peter Pertusini als Großbauer Grillhofer – vollbärtig, im Unterhemd, mit Rosenkranz und Haferlschuhen – Obstler oder Artverwandtes. Er wirkt zerstört, deprimiert und zunehmend besoffen. Ihn plagt das schlechte Gewissen. Die gute alte Zeit erscheint ihm nicht mehr wie früher. Er ist überfordert in seinem veränderten Ort, wo ihm (und der Raiffeisenbank) alles gehört: der Wald, das Sägewerk, der Hof, die Äcker, ja sogar diese Tankstelle.