Vatikan

Kardinal tritt wegen dubioser Finanztransaktionen zurück

Geht nach Skandal um Luxusimmobilie: Angelo Becciu, hier zu sehen als frisch gekürter Kardinal 2018.
Geht nach Skandal um Luxusimmobilie: Angelo Becciu, hier zu sehen als frisch gekürter Kardinal 2018.Andreas Solaro
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Überraschend ist auf Druck des Papstes der hochrangige Kardinal Angelo Becciu von allen Ämtern zurückgetreten - aus einem offiziell nicht genannten Grund.
 
 

Ein Kardinalsrücktritt - das ist in der Geschichte des Vatikan ein äußerst seltenes Ereignis. Intransparente Finanztransaktionen, unter anderem mit Geldern aus dem Vatikan, stecken hinter dem unerwarteten Rücktritt von Kardinal Angelo Becciu, der am Donnerstagabend von seinem Amt als Präfekt der vatikanischen Kongregation für Heilig- und Seligsprechungen zurückgetreten ist. Er verzichtet auch auf seine Rechte als Kardinal, wie das Presseamt des Vatikans bekannt gab. Für den Rückzug des 72-Jährigen wurde keine Begründung genannt.

Laut dem italienischen Nachrichtenmagazin "L'Espresso" soll der aus Sardinien stammende Becciu auf Druck von Papst Franziskus zurückgetreten sein. Der Purpurträger sei beim Heiligen Vater wegen eines Skandals um eine Investition des Vatikan in eine Luxusimmobilie im Londoner Stadtteil Chelsea in Ungnade gefallen. Beccius Rücktritt könnte mit einer Untersuchung zusammenhängen, die im Vatikan seit dem vergangenen Jahr zu diesem Immobiliengeschäft läuft. Das Bauprojekt war angeblich über in Steueroasen ansässige Fonds und Firmen finanziert worden. Der Vatikan hatte im Jahr 2014 in das Projekt zu investieren begonnen, als Becciu im Sekretariat, also der zentralen Verwaltungsstelle des Vatikans, tätig war

„Schock“ für den Vatikan

Die Polizei des Vatikan durchsuchte im vergangenen Jahr die Büros des Sekretariats und beschlagnahmte Finanzdokumente und Computer. Fünf Mitarbeiter wurden vom Dienst suspendiert. Becciu hatte zu Beginn dieses Jahres das Immobiliengeschäft in Chelsea verteidigt.

Becciu vertraute laut "L'Espresso" dem Finanzexperten Enrico Crasso hohe Summen an. Dieser investierte das Geld in Fonds mit Sitz in Steueroasen. Ferner soll Becciu Geld aus dem Peterspfennig einer mit der Caritas zusammenarbeitenden Genossenschaft auf Sardinien zugeschanzt haben, in der auch Beccius Bruder mitmischte, berichtete das Magazin. Der Peterspfennig (Obolo di San Pietro) ist eine wesentliche Einnahmequelle für den Heiligen Stuhl. Nach Vatikanangaben wird er für humanitäre Zwecke sowie für allgemeine Aufgaben der Kirchenleitung verwendet.

Italienische Medien bezeichneten Beccius Rücktritt als "Schock" für den Vatikan. Seit Beginn des Pontifikats von Papst Franziskus 2013 war dies noch nie geschehen. Ungewöhnlich sei auch die öffentliche Mitteilung des Kardinalrücktritts seitens des Vatikan am späten Abend, berichteten italienische Medien.

Becciu hat eine lange Karriere im Vatikan hinter sich. Nach mehreren Jahren als Apostolischer Nuntius diente er als Substitut im vatikanischen Staatssekretariat. Nachdem er 2018 seinen 70. Geburtstag gefeiert hatte, war der Prälat in seiner Rolle als Präfekt der Kongregation für Heilig- und Seligsprechungen zum Kardinal aufgerückt. Seit Anfang 2017 amtierte der Geistliche auch als Sonderbeauftragter des Papstes für den Malteserorden, wo er in den vergangenen Jahren den ordensinternen Reformprozess begleitete.

(apa/red.)

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