Medientage

Wie schnell bekommt der ORF "seinen" Player?

Moderator Sebastian Loudon und Kanzlerbeauftragter für Medien, Gerald Fleischmann.
Moderator Sebastian Loudon und Kanzlerbeauftragter für Medien, Gerald Fleischmann.(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Der Kanzlerbeauftragte für Medien, Gerald Fleischmann, ist "zuversichtlich, dass es heuer noch knusprig wird". Gemeint ist die digitale Plattform für den ORF. Alexander Wrabetz hält es für "nicht möglich, einen österreichischen Player zu verordnen".

Am Freitag wurde bei den Medientagen 2020 über die Verantwortung des Journalismus und seine Verletzbarkeit durch das fehlende Geld (Stichwort: Werbung) diskutiert. Auch Ex-"Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann bezeichnete die wirtschaftliche Herausforderung als am größten. "Die finanzielle Basis der meisten Medien erodiert, sagte "Standard"-Herausgeber Oscar Bronner. "Daher sind die Medien verwundbar." "Presse"-Chefredakteur und Herausgeber Rainer Nowak sprach davon, dass Transparenz ein wirksames Mittel sei, wenn es um Misstrauen gegenüber Medien gehe.

Thema waren außerdem der große Innovationsdruck (APA-CEO Clemens Pig sprach etwa über Content-Automatisierung und Einsatz von AI-Strategien in der Medien-Produktion). Und ORS-Geschäftsführer Michael Wagenhofer erklärte, schon in wenigen Jahren werde man auf dem Handy "linear" fernsehen können, ohne dafür eine SIM-Karte zu benötigen oder Internet-Datenvolumen zum verbrauchen. Möglich werde das durch den neuen Übertragungsstandard 5G Broadcast, den die ORF-Sendetochter ORS bei den Österreichischen Medientagen vorstellte. Rundfunksender können damit ihre Kunden auch künftig direkt und billig erreichen.

Fleischmann: ORF soll Schranken loswerden

Der Kanzlerbeauftragte für Medienthemen, Gerald Fleischmann (ÖVP), hat später bekräftigt, dass der ORF im digitalen Bereich mehr Spielraum bekommen soll. Er sei guter Dinge, dass das demnächst in die Wege geleitet wird, sagte er. Wie sehr die Meinungen von ORF und Privaten beim Player-Projekt auseinandergehen, wurde bei einer anschließenden Diskussion deutlich.

Im Regierungsprogramm verankert sei, dass der ORF im digitalen Bereich, die "Schranken los wird, die ihm jetzt auferlegt" sind, sagte Fleischmann. Darüber werde aktuell verhandelt - selbstverständlich unter Berücksichtigung anderer heimischer Medien. "Ich bin zuversichtlich, dass es heuer noch knusprig wird", sagte Fleischmann.

Derzeit führe er Gespräche mit dem ORF, dem Verband österreichischer Privatsender (VÖP), dem Verband österreichischer Zeitungen (VÖZ) und anderen Vertretern der heimischen Medienlandschaft. "Die Atmosphäre ist sehr gut", sagte Fleischmann. Die unterschiedlichen Wünsche von ORF und Privatsendern traten allerdings in der darauffolgenden Diskussion zwischen ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, VÖP-Geschäftsführerin Corinna Drumm und VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger deutlich zum Vorschein.

Drumm wünscht sich "einen gemeinsamen Austria-Player", ein Angebot, bei dem alle Medienhäuser vertreten sind und das "gemeinsam kontrolliert und finanziert" wird. "Wenn ich höre, was Wrabetz über den ORF-Player sagt, hört sich das für mich anders an", sagte Drumm. Sie halte aber einen Alleingang nicht für sinnvoll.

Wrabetz sei klar, dass der ORF das nur bekommen werde, "wenn wir uns zu einer viel umfassenderen Form der Zusammenarbeit mit den privaten Medien bekennen", wie er sagte. Dazu sei er auch bereit - und zwar in Form eines gemeinsamen Logins, gemeinsamer Vermarktung, Recommendations und Contensharing-Angeboten.

"Nicht möglich, einen österreichischen Player zu verordnen"

Bei einem gemeinsamen Player würde es aber miteinander konkurrierende Inhalte geben. Wer sollte dann entscheiden, ob auf der Startseite das Kanzler-Interview von Wolfgang Fellner, Armin Wolf, Katia Wagner oder Corinna Milborn zu sehen sei, fragte Wrabetz. "Es wird nicht möglich sein, einen österreichischen Player zu verordnen", schloss er daraus.

"Natürlich ist ein bisschen mühsamer, wenn man sich mit anderen abstimmen muss", räumte Drumm ein. Aber sie sei zuversichtlich, dass man es hinkriege, wenn der Wille da sei. Sie wünsche sich jedenfalls von der Politik, dass man dem ORF "nicht einfach mehr Digitalfreiheiten gibt".

Geldversprechen von Fleischmann

Auch die geplante Digitalsteuer war am Donnerstagnachmittag Thema. Durch sie werde man heuer mindestens 20 Mio. Euro einnehmen, voraussichtlich aber mehr, vielleicht "in Richtung 30 Mio. Euro", sagte Fleischmann. Etwa 18, 19 Mio. Euro davon sollen den österreichischen Medien zur Verfügung gestellt werden. Da diese Förderung noch von der EU abgesegnet werden müsse, könnte sich die Ausschüttung verzögern, für diesen Fall sei man aber vorbereitet, versicherte Fleischmann. So seien die Mittel fix im Budget für heuer und nächstes Jahr eingeplant. Sollte sich die Auszahlung also etwa auf Februar verschieben, würden die für kommendes Jahr geplanten Mittel Ende nächsten Jahres ausgezahlt. Derzeit werde mit dem grünen Koalitionspartner über die genaue Ausgestaltung dieses Topfs verhandelt.

(APA/red.)

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