Balkan

Donald Trump soll einen eigenen See bekommen

Bobik/CC BY 3.0 rs
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Ein Stausee zwischen Serbien und dem Kosovo könnte Berichten zufolge nach dem US-Präsidenten umbenannt werden, als Dank für die US-Vermittlung im Streit zwischen beiden Ländern.

Der Kosovo ist drauf und dran, einen See nach US-Präsident Donald Trump zu benennen. Ministerpräsident Avdullah Hoti soll einen entsprechenden Vorschlag von Trumps Sondergesandten für den Kosovo und Serbien laut Medienberichten gutgeheißen haben.

Die US-Regierung hatte jüngst die Unterzeichnung von Dokumenten durch Hoti und Serbiens Präsidenten Aleksandar Vucic als Durchbruch im Verhältnis der beiden verfeindeten Staaten im Oval Office des Weißen Hauses groß in Szene gesetzt.

Er begrüße den Vorschlag des Sondergesandten Richard Grenell, sagte Hoti. Konkret geht es um den Gazivoda-Stausee (albanisch auch: Ujman-See), der direkt an der Grenze zu Serbien liegt. Beide Länder erheben Anspruch auf den Stausee, der sich zu 80 Prozent auf dem Gebiet des Kosovo und zu 20 Prozent in Serbien befindet.

Der See ist in den 1970er-Jahren durch die Aufstauung des Flusses Ibar entstanden, etwa 16 Kilometer lang und maximal 1100 Meter breit.

Grenell war früher US-Botschafter in Deutschland. Beobachtern zufolge kommt er als Außenminister infrage, sollte Trump im November wiedergewählt werden. Premier Hoti erinnerte an die Worte des Kriegs-Präsidenten der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova (1944-2006). Dieser habe gesagt: "Wir haben eine besondere und permanente Freundschaft."

Land ringt um Anerkennung

Die NATO mit den USA an der Spitze hatten 1999 in den Kampf der mehrheitlich albanisch bewohnten, damals zu Serbien bzw. Restjugoslawien gehörenden Region Kosovo mit Luftangriffen eingegriffen. Danach rückten Nato-Bodentreuppen in die Region ein, sie kam unter UNO-Verwaltung. 2008 erklärte die frühere serbische Provinz ihre Unabhängigkeit, nachdem keine Verhandlungslösung mit Serbien zustande kam. Belgrad betrachtet den Kosovo nach wie vor als Teil Serbiens und will die Unabhängigkeit nicht anerkennen. Diese wird weltweit auch noch nicht durchgehend anerkannt, nicht einmal innerhalb der EU, wo unter anderen Spanien und Griechenland das kleine Land mit seinen rund 1,8 Millionen Einwohnern völkerrechtlich nicht anerkennen.

Trump habe eine "außerordentliche Rolle gespielt bei der historischen Vereinbarung zur Normalisierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Republik Kosovo und Serbien", erklärte indes Hoti. Dies sei ein bedeutender Schritt hin zu einem endgültigen politischen Abkommen mit Serbien samt gegenseitiger Anerkennung. Die Bürger des Kosovo seien den USA "ewig dankbar".

APA/AFP/BRENDAN SMIALOWSKI

Konkret haben Hoti und Vucic in Washington allerdings kein bilaterales Abkommen unterzeichnet. Jeder der beiden unterschrieb vielmehr ein eigenes Dokument. Darin sagen sie zu, wichtige Verkehrsverbindungen vom Kosovo nach Serbien auf der Straße und Schiene zu vollenden. Reisen serbischer und kosovarischer Bürger von einem Land ins andere sollen in weiterer Zukunft ohne Pass, nur noch mit einem Personalausweis möglich sein. Außerdem soll Serbien für ein Jahr seine Kampagne gegen die Anerkennung des Kosovo, gegen die Rücknahme der Anerkennung und gegen die Aufnahme des Kosovo in internationale Organisationen aussetzen. Umgekehrt soll der Kosovo im gleichen Zeitraum keine Mitgliedschaften etwa in UNO und OSZE beantragen. Das veramte Land, das kaum Wirtschaftsbasis hat, darf aber bei einzelnen Staaten um Anerkennung werben.

„Show" vor der Wahl?

Viele Kommentatoren sahen in der Inszenierung im Weißen Haus vor allem eine "Show" Trumps, um im US-Wahlkampf als Dealmaker mit einem außenpolitischen Erfolg Punkte zu sammeln.

Die Albaner stehen den USA traditionell positiv gegenüber. In der kosovarischen Hauptstadt Prishtina gibt es einen Bill-Clinton-Boulevard sowie eine George-Bush-Straße. Die kosovarische Tageszeitung "Gazeta Express" veröffentlichte am Donnerstagabend auf ihrem Internetportal eine Fotografie des Ujman-Sees mit dem Namenszusatz "Trump-See". Zuvor brachten Belgrader Medien Aufnahmen eines am Stausee angebrachten Spruchbandes mit der Aufschrift: "Präsident Trump, die Kosovo-Serben sind Ihnen dankbar, für den Frieden, den sie bringen!" Viele Kosovo-Serben stehen dem Staat Kosovo kritisch gegenüber und wollen ihn auch nicht anerkennen wie die serbische Regierung.

(APA/red.)

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