Spiegelschrift

Eine rote Ampel droht auch der Berichterstattung

(c) Peter Kufner
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Was wichtig ist. Man glaubt es nicht. Je mehr CoV-Infektionen, desto seltener stehen interessante Nachrichten allgemeiner Art in der Zeitung.

Platz gibt es fast nur noch für Corona-trächtige Artikel. „Die Presse“ setzt am vergangenen Samstag zwar einen wichtigen Schwerpunkt mit der Achtung vor dem Verfassungsrecht (19.9.). Aber auch dabei landet sie ungebremst bei der immer gefährlicher werdenden Pandemie. Dann steht oben auf der Seite die Überschrift „Wie Corona die digitale Justiz beschleunigt“, doch werden Leser unbewusst aufatmen, wenn ihre Augen weiter unten den Dreispalter über die mangelhafte Pflege des Nationalparks Neusiedlersee – Seewinkel streifen. Endlich ein Quadratdezimeter mit corona-freien Druckbuchstaben, die die halbwegs gesunde Natur ansprechen. Eine moderne Zeitung darf in der schlimmsten Krise nicht vergessen, dass abseits der Krise noch andere Wirklichkeiten wahrzunehmen sind.

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Beim Weiterblättern werde ich misstrauisch. Es erscheinen so viele Seiten mit hellgrauen Überschriften. Ich zähle in dem 48-seitigen Hauptteil der „Presse“ 16 Seiten mit besonderem Charakter. Solche Einschübe sind im Verlauf der Corona-Ära zahlreicher geworden und an der Notiz erkennbar: „Diese Seite entstand mit finanzieller Unterstützung durch XY.“ Diese Hinweise sind ein Stück Ehrlichkeit und erklären, dass die Zeitung nicht alle Themen aus journalistischer Motivation auswählt, sondern jenen entgegenkommt, die an der Veröffentlichung ausgewählter Inhalte Interesse haben und dafür zahlen. Irgendwo wird eine rote Linie sein, die mengenmäßig nicht übertreten werden sollte.

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