Industrie

Coronaschub für Semperit

Semperit-CEO Martin Füllenbach
Semperit-CEO Martin Füllenbach Clemens Fabry/Die Presse
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Das Unternehmen schraubt seine Prognose nach oben. Die Aktie springt.

Wien. Von schicksalhafter Fügung zu sprechen wäre angesichts einer Pandemie zwar nicht richtig. Doch ausgerechnet jene Medizinsparte, die die heimische Semperit-Gruppe abstoßen wollte, entwickelt sich derzeit besonders gut. Am gestrigen Freitag schraubte das Unternehmen nun seine Jahresprognose ein weiteres Mal nach oben – und das will in Zeiten wie diesen durchaus etwas heißen.

Neben den auf absehbare Zeit positiven Effekten aus dem Medizingeschäft hat sich laut Angaben des Unternehmens mittlerweile auch der Sektor Industrie erholt. Vor diesem Hintergrund sei auf Basis aktueller Zahlen davon auszugehen, dass das Ebitda der Semperit-Gruppe im Gesamtjahr zwischen 165 bis 200 Millionen Euro liegen und damit den Wert des Vorjahrs noch deutlicher übertreffen wird. Das Ebitda belief sich im Geschäftsjahr 2019 auf 67,8 Mio. Euro. Auch das Betriebsergebnis soll nun höher ausfallen als ursprünglich angenommen. „Die neue Ergebnisprognose ist aber von der weiteren Entwicklung des Preisniveaus für medizinische Schutzhandschuhe und einer ausreichenden Verfügbarkeit von Rohstoffen für deren Produktion abhängig“, so Semperit. Die Aktionäre zeigten sich jedenfalls begeistert, die Aktie sprang zwischenzeitlich um rund 13 Prozent.

Hindernis bei Verkauf?

Die im Jänner beschlossene strategische Grundsatzentscheidung, die Semperit-Gruppe zu einem Industriegummispezialisten zu machen, bleibt aber weiter aufrecht. Soll heißen: Man wird die Medizinsparte zwar noch mindestens weitere neun Monate behalten, sich danach aber trotzdem um den Verkauf bemühen. Im April hatte „Die Presse“ exklusiv berichtet, dass das Unternehmen seine geplanten Verkaufsabsichten vorübergehend auf Eis legt. Die offizielle Begründung lautete damals: „Semperit kommt seiner Verantwortung für dieses Land nach und unterstützt die Republik mit seinen medizinischen Handschuhen.“

Der Staat könnte bei einem Verkauf allerdings ein Wörtchen mitzureden haben. Denn das im Juli verschärfte Investitionskontrollgesetz soll wichtige heimische Wirtschaftszweige vor einem Ausverkauf ans Ausland schützen.

Semperit produziert in der Medizinsparte Sempermed Untersuchungshandschuhe in Malaysia und OP-Handschuhe im niederösterreichischen Wimpassing. Im Industriebereich stellt man unter anderem Förderbänder oder Schläuche her. Die Herstellung von Untersuchungs- und OP-Handschuhen macht ein Drittel des Konzernumsatzes aus. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2020)

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