Der Tourismus hatte vor der Krise oft einen negativen Beigeschmack. Nun gibt es die Chance, ihn neu zu gestalten: nachhaltiger, ökologischer, sozialer.
Es sind diese kleinen Selbstverständlichkeiten, die uns zeigen, wie wir ticken. Als der Kanzler jüngst zum Wintertourismus Stellung nahm und strengere Coronaregeln einmahnte, war dies der Austria Presse Agentur eine Eilt-Meldung wert. „Eilt: Kurz stimmt auf Skivergnügen ohne Après-Ski ein“ lautete die Schlagzeile. Und auch „Die Presse“ setzte unverzüglich eine Push-Meldung ab: „Skivergnügen ja, aber ohne Après-Ski.“ Bei aller Liebe zum Wintersport: Muss man wirklich gleich Alarm geben, wenn wir auf das Après-Ski verzichten müssen? Ist das unser Selbstverständnis, wenn wir an Skiurlaub denken? Falls ja, sollten wir diese schwierige Zeit, in der unser Tourismus steckt, nicht nur dafür nutzen, endlich wieder verantwortungsvoll miteinander umzugehen und so die Infektionen einzudämmen. Es wäre auch die Chance, den Tourismus in vielen Bereichen neu zu denken. Nachhaltiger, ökologischer und sozialer.
Denn noch nie war so vielen Menschen so klar, wie bedeutend diese Branche für den Wohlstand in diesem Land ist. 15 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung hängen direkt und indirekt am Tourismus. Und vor allem die indirekte Wertschöpfung wurde lange Zeit in der Diskussion viel zu wenig beachtet. Tourismus heißt nämlich nicht nur Hotel, Gasthaus, Skistation. Das bedeutet auch Bäcker, Bauer, Zimmermann. Wenn keine Touristen nach Tirol kommen, sperren dort auch Handwerksbetriebe und Biobauern zu, dann geht – salopp formuliert – in ganzen Talschaften das Licht aus.