Österreich hatte sich im Frühling einen Zeitvorsprung erarbeitet. Wäre man smarter gewesen, hätte man sich nach dem Lockdown nicht in vergangenem Erfolg gesonnt.
Nicht unarrogant sah sich Österreich im Frühling gern in der „Allianz der smarten Länder“. Also jener, die früh mit harten Maßnahmen gegen das Covid-19-Virus vorgingen.
Von dieser Smartheit ist heute nur wenig zu spüren: Israel verschwindet in einen zweiten Lockdown – in Tschechien explodieren die Zahlen. Und auch in Österreich ist die Lage so schlecht geworden, dass etliche Staaten Reisewarnungen ausgesprochen haben. Besonders schmerzhaft ist, dass Deutschland nun auch Tirol auf die schwarze Liste setzte. Anders als Kanzler Sebastian Kurz ist man in Berlin nämlich der Meinung, dass das Virus nicht nur mit dem Auto, sondern auch mit der Gondel kommt.
Österreich hatte sich im Frühling einen Zeitvorsprung erarbeitet. Wäre man smarter gewesen, hätte man sich nach dem Lockdown nicht in vergangenem Erfolg gesonnt, sondern auf die Zukunft vorbereitet: mit engmaschigen, einheitlichen Teststrategien und vor allem effektivem Contact Tracing. Vielleicht wird die Stopp-Corona-App noch zum Leben erweckt. Denn smarter als die Zettelberge, mit denen gerade gearbeitet wird, ist sie jedenfalls.
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Mitreden beim Wintertourismus: In den Skiurlaub trotz Corona? Diskutieren Sie mit!
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2020)