Walk of Häme

Wenn Gurgeln Gurgeln gurgeln

Gurgeln ist so etwas wie das Wort der Woche.
Gurgeln ist so etwas wie das Wort der Woche.(c) imago images/Panthermedia (AndreyPopov via www.imago-images.de)
  • Drucken

Oder: Warum das Skifahren auch schon einmal lustiger gewesen sein wird.

Gurgeln ist so etwas wie das Wort der Woche. Und das gleich im doppelten Sinne. Das ist erfreulich, weil es lautmalerisch zu den treffenden Worten der deutschen Sprache gehört. Zum einen sind sich alle an die Gurgel(n) gegangen: die vom Bund denen aus den Ländern, die von den Türkisen denen von den Roten, die Grünen den Türkisen, die Blauen allen anderen und immer auch umgekehrt. Experten gehen auf Experten los, EU-Staaten aufeinander und Drittländer sind sowieso übers Kreuz mit Viert-, Fünft- und Sechstländern. Das Virus freut sich und verbreitet sich derweil munter weiter.

Aber auch gegurgelt soll in nächster Zeit deutlich mehr werden. Der Gurgeltest könnte eine Lösung im Kampf gegen voreilige Quarantäne für ganze Klassen, ihre Lehrenden und Angehörigen sein. Das haben übrigens der für Schulen zuständige Bundesminister und der in Wien die Gesundheit verantwortende Stadtrat entschieden, ganz ohne sich dabei an die Gurgel zu gehen. Muss man extra erwähnen dieser Tage. Und sich wundern, weshalb die Präferenz für das eine oder andere Testverfahren bloß als politische Geschmacksfrage daherkommt, als ob das nicht objektivierbar wäre.

Gurgeln ist jedenfalls etwas, was Kinder grundsätzlich lieben. Nicht gerade mit ungesüßtem Salbeitee, wenn sie krank sind, aber immer gern zum Beispiel mit Wasser beim Zähneputzen oder (ganz verboten) mit Softdrinks. Coca-Cola, Fanta und Sprite wurde schon früher gern im Gasthaus unter großem Gekudere gegurgelt, bis im Schlund der süße Schaum gestanden oder es (meist vorher) von Erziehungsberechtigten unterbunden worden ist. Gurgeltests könnten also ein Renner werden an Schulen, wenn man es nur entsprechend spielerisch verpackt.

Skifahren im Winter wird sich heuer übrigens auch für die Erwachsenen anfühlen wie für die Kinder. Skiwasser statt Gamsmilch, Währenddessen-Skifahren statt Après-Ski und Parallel- statt Einkehrschwung. Den Germknödel oder die Berner Würstel schnell im Freien hinunterschlingen und gleich wieder zurück auf die Piste. Wir werden sehen, wie viel Anziehungskraft des Wintersports da noch übrig bleibt.

Den Zechprellern drohen übrigens harte Zeiten: Mit den neuen Gästelisten können nämlich nicht nur Spreader getraced werden.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.