Konzert

Ein Schüler von Karl Scheit flirtet mit der Stille

US-Gitarrist Ralph Towner gab ein Solokonzert im Wiener Porgy & Bess.

80 Jahre alt wurde Ralph Towner heuer. Man sieht es ihm nicht an. Er trägt weiche Turnschuhe, grünes Hemd, Alltagshosen. Seine Augen funkeln schelmisch, als er die Melodie von „Saunter“ sanft entwickelt.

„Saunter“, das heißt Bummeln, Schlendern. Doch was so anstrengungslos wirkt, hat Towner sich hart erarbeitet. Schon als junger Amerikaner in Wien, wo er 1967/68 beim strengen Karl Scheit an der Musikakademie studierte. Dass er als Kind auch Klavier gelernt hat, prägt seinen Umgang mit der Gitarre. So tupft er auch mit der linken Hand die Saiten an, während er heftig mit der Stille flirtet.

Dass dieser Feingeist auch beim Woodstock-Festival aufgetreten ist, ist kaum bekannt. Er spielte damals in der Band von Tim Hardin. Heute noch nährt sich seine Art von Jazz von Folk, aber auch von Weltmusik. Seit Jahrzehnten zählt er zum Musikerstamm des ECM-Labels und veröffentlicht still vor sich hin köchelnde Meisterwerke wie „Anthems“, von dem er in Wien „Haunted“ anstimmte. Die Reihenfolge der Stücke hatte er auf einem winzigen Zettel aufgeschrieben, der zu seinen Füßen lag. Meist waren es verträumte Eigenkompositionen, die, wenn man die Augen schloss, orchestral anmuteten. Dazwischen verzärtelte er patinierte Jazzstandards.

„I Fall in Love Too Easily“ etwa gestaltete er als innige Hommage für seinen jüngst verstorbenen Freund Gary Peacock.
Zu Österreich hat Towner stets Fühlung gehalten. 1972 spielte er auf einem Album von Weather Report, 2008 mit Wolfgang Muthspiel. Und so hat er hierzulande ein sehr aufmerksames, fast fanatisches Publikum. Ohne zwei Zugaben gab es also kein Entkommen. (sam)

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