Lebensabend

Pflegereform soll 2021 starten

Die Bevölkerung wird älter, die zu Pflegenden mehr – die Pflegekräfte aber weniger. Eine Reform soll entgegenwirken.
Die Bevölkerung wird älter, die zu Pflegenden mehr – die Pflegekräfte aber weniger. Eine Reform soll entgegenwirken.GAETAN BALLY / Keystone / pictur
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Pflege soll zum Lehrberuf werden, die Corona-Arbeitslosen sollen über Mittel einer Stiftung umgeschult werden. Die Finanzierung ist offen, die Pflegeversicherung aber vom Tisch.

Türkis-Grün geht nach dem ersten halben Jahr coronabedingten Tiefschlafs das vereinbarte Regierungsprogramm an. Der Fokus liegt dabei bisher auf der älteren Generation. Nach einer Anhebung der kleinen Pensionen um 3,5 Prozent will man sich jetzt dem Pflegethema widmen. Die seit Jahren versprochene, große Reform soll nun wirklich kommen und ab 2021 umgesetzt werden. Es wird auf Hochtouren verhandelt.

Die Ausgangssituation: Derzeit beziehen in Österreich 460.000 Menschen Pflegegeld, 950.000 Personen pflegen ihre Angehörigen. Das sind mehr als zehn Prozent der Gesamtbevölkerung. 73 Prozent der pflegenden Angehörigen sind Frauen. Um das bewältigen zu können, stecken sie privat und im Beruf zurück. Der Verlust von Einkommen und Versicherungszeiten wirkt sich später auf ihre Pension aus. Betreuungspflichten für Alte und Kinder sind Hauptgründe für Frauenaltersarmut.

Die demografische Entwicklung zeigt aber: Es wird in den nächsten Jahren wohl noch deutlich mehr zu Pflegende geben, die Menschen werden älter. Schon jetzt zeichnet sich in Österreich ein massiver Pflegekräftemangel ab. Das Land ist massiv auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen. Was passiert, wenn diese partiell ausfallen, hat die Coronakrise gezeigt.

Mehr pflegende Angehörige

Der Fokus liegt also einerseits auf den pflegenden Angehörigen, von denen es realistischerweise in den nächsten Jahrzehnten noch viel mehr geben wird. Andererseits will man sich mehr Personal durch Ausbildungsoffensiven heranzüchten. Pflegeberufe sollen bis hin zur akademischen Ausbildung in verschiedenen Abstufungen angeboten werden. Die Pflege als Lehrberuf zu etablieren, soll einer der ersten umzusetzenden Punkte der Reform werden.

Jede Krise sei auch eine Chance, sagt ÖVP-Klubobmann August Wöginger zur „Presse“. Eine Arbeitsstiftung wurde mit 700 Millionen Euro dotiert. Man hoffe, dass sich unter den vielen derzeit Arbeitslosen Personen finden, die sich für den Pflegeberuf begeistern können. Und dann setzt Österreich aber auch weiterhin auf Hilfe aus dem nahen Ausland. Alle Pflegeberufe sollen auf die Mangelberufsliste gesetzt werden. Das erleichtert, eine Arbeitsgenehmigung in Österreich zu bekommen.

Der grünen Klubobfrau Sigrid Maurer ist die Verbesserung der Situation von pflegenden Angehörigen ein besonderes Anliegen. „Wir sehen, dass die sich oft alleingelassen fühlen. Abgesehen davon, dass die Rahmenbedingungen verbessert werden müssen, soll es künftig psychologische Hilfe geben. Wir wollen den Menschen in die Mitte rücken.“ Für pflegende Angehörige soll es einen freien Tag pro Monat geben. Und kompetente Ansprechpersonen.

In Österreich sollen 500 Community Nurses in den Gemeinden installiert werden. Der Ausbau der mobilen Dienste soll forciert werden. Das soll auch die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf unterstützen. Auch hier könnten die Lehren aus der Pandemie positive Effekte bringen. Teleworking und flexible Arbeitszeiten sind für Pflegende hilfreich. Und zuletzt soll es auch Anrechnungsmöglichkeiten der Pflege für die Pension geben.

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