Demokratie

Wie Wählen trotz Quarantäne geht

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++ THEMENBILD ++ WIEN-WAHL: STIMMZETTEL / WAHLKARTEAPA/ROLAND SCHLAGER
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Die Wien-Wahl wird unter strengen Sicherheitsvorschriften abgehalten. Wie der Wahltag wird – und wie jene wählen können, die gar nicht hinaus dürfen.

Wien. Mit steigenden Coronazahlen in Wien nahm zuletzt auch die Zahl jener zu, die in Quarantäne geschickt wurden. Das sind aktuell rund 20.000 Personen. Fallen Personen in Quarantäne um ihr Wahlrecht um?

Nein. Zumindest nicht, wenn man sich eine Wahlkarte besorgt hat. Die Stadt hat für den Wahltag am 11. Oktober besonders ausgerüstete, fliegende Wahlbehörden eingerichtet. Mit Schutzanzug, Gesichtsvisier, Einmalkitteln und Handschuhen holen sie von Infizierten und ihren Kontaktpersonen diese Wahlkarten ab. Die müssen aber bis spätestens Mittwoch, 7. Oktober, schriftlich beantragt werden. Bevollmächtigte Personen können Wahlkarten bis Freitag, 9. Oktober um 12 Uhr abholen.

Die Möglichkeit, Wahlkarten zu beantragen, wurde noch nie so intensiv genützt wie bei dieser Wahl: Rund 280.000 wurden bis Ende letzter Woche beantragt. Rekordhalter war bisher die Nationalratswahl 2019 mit 266.000 Wahlkarten. Wer gesund ist, kann übrigens schon jetzt auf den Bezirksämtern seine Stimme abgeben.

Kugelschreiber mitbringen

Dieses Jahr gibt es in Wien 1,4 Millionen Wahlberechtigte. Um einen sicheren Urnengang trotz Pandemie zu gewährleisten, wird einiges an Aufwand betrieben. Wählen darf nur, wer einen Mund-Nasen-Schutz trägt und mindestens einen Meter Abstand hält. Man sollte seinen eigenen Kugelschreiber mitbringen – in den Wahlzellen gibt es dieses Mal nämlich keine.

Die Wahllokale selbst müssen gut organisiert werden, lange Schlangen in Schulgängen müssen vermieden werden. Es wird zusätzliche Ordner geben. Wer die Wartezeit bei schlechtem Wetter nicht im Regen verbringen will, sollte einen Schirm mitbringen.

Im Wahllokal selbst ist es ziemlich steril: Wahlzellen, Wahlurnen und Tische werden alle zwei Stunden desinfiziert. Mobile Reinigungsteams fahren von Wahllokal zu Wahllokal. Es wird ständig gelüftet.

Zur Überprüfung der Identität muss der Wähler in einen „Identifikationsparavent“ aus Plexiglas, in dem die Maske kurz abgenommen werden kann. Die Stadt bietet übrigens allen Wahlbeisitzern einen freiwilligen Coronatest an. 12.000 Personen werden zur Teilnahme am Screening geladen.

Trotz Spektakel am Wahltag schaut es momentan nicht so aus, als ob das Ergebnis spektakulär ausfallen wird. Die SPÖ bleibt aus derzeitiger Umfragensicht mit großem Abstand auf Platz eins. Dahinter folgt wohl die ÖVP, die sich zumindest verdoppeln wird, was bei einer Ausgangslage von neun Prozent weniger ist, als es klingt. Sie wird viele Stimmen von der FPÖ abziehen, die wohl auch noch einiges an Strache verlieren wird. Ob seine Liste den Einzug schafft, ist fraglich. Von Grüne wie Neos sind keine großen Sprünge zu erwarten. Weder nach oben noch nach unten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2020)

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