Bilanzskandal

Anmeldefrist für Gläubiger der Commerzialbank endet

APA/ROBERT JAEGER
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Die Einlagensicherung ist größter und bevorrangter Konkursgläubiger. Der Masseverwalter erstellt nun ein Anmeldeverzeichnis.

Im Konkursverfahren über die Commerzialbank Mattersburg (cb) endet heute, Montag, die Anmeldefrist für Gläubiger. Seit der Eröffnung des Verfahrens am 28. Juli konnten Forderungen an die Bank beim Landesgericht Eisenstadt angemeldet werden. Die Anmeldungen werden nun vom Masseverwalter, die Kosch & Partner Rechtsanwälte GmbH aus Eisenstadt, in einem Anmeldeverzeichnis zusammengefasst, teilte der Gläubigerschutzverband KSV1870 am Montag auf APA-Anfrage mit.

Das Verzeichnis werde knapp vor der ersten Berichts- und Prüfungstagsatzung am 12. Oktober vorliegen. Die Einlagensicherung ist der größte und der bevorrangte Gläubiger. Sie bekommt ihre Forderungen zuerst zurück. Ob dann noch Geld für andere Gläubiger übrig bleibt, ist laut Experten fraglich.

Immerhin ist die Bank mit rund 528 Millionen Euro überschuldet. Laut einem Zwischenbericht des Regierungskommissärs Bernhard Mechtler waren am 24. Juli 78 Millionen Euro an liquiden Mitteln vorhanden. Die Einlagensicherung, die anspruchsberechtigte Kunden der Bank bis zur Höhe von 100.000 Euro absichert, rechnet damit, dass sie insgesamt 490 Millionen Euro auszahlen muss.

Große geschädigte Unternehmen sind unter anderem Konzertveranstalter Barracuda (34 Millionen Euro), die börsennotierte Wiener Technologiefirma Frequentis (31 Millionen Euro) sowie die Baugenossenschaften EGW Heimstätte (30 Millionen Euro), Gesiba (17,5 Millionen Euro) und Neuland (1,95 Millionen Euro). Die Energie Burgenland hatte rund fünf Millionen Euro bei der Commerzialbank, das Regionalmanagement Burgenland (RMB), das mit einem Überweisungsversuch kurz vor der Schließung der Bank für Aufregung gesorgt hatte, rund 1,4 Millionen Euro. Die Ärztekammer NÖ hatte zwei Millionen Euro veranlagt. Für die betroffenen burgenländischen Gemeinden beläuft sich der Schaden auf rund sechs Millionen Euro.

Brisantes Detail zu Frequentis: Laut einem Bericht der "Kronen Zeitung" habe Ex-Vorständin Franziska Klikovits bei ihrer Einvernahme ausgesagt, dass ein Mitarbeiter des Unternehmens "inoffizielle Provisionszahlungen" von der Bank bekommen haben soll, damit Frequentis bei der cb Geld veranlagt. Allein für eine Verlängerung der Veranlagung seien 80.000 Euro in bar an den Mann gegangen, hieß es in dem Bericht.

(APA)

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