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Brexit: Gibt es Licht am Anfang des Tunnels?

In Kent entsteht ein Mega-Parkplatz für Lkw auf dem Weg nach Europa.
In Kent entsteht ein Mega-Parkplatz für Lkw auf dem Weg nach Europa.REUTERS
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Heute beginnt die letzte reguläre Runde der Verhandlungen über das künftige Verhältnis. London macht Druck, doch die Europäer sind mit den britischen Zugeständnissen unzufrieden.

London/Brüssel. Wie hoch ist der Anteil der Einfuhren, die Großbritannien ausschließlich aus der EU bezieht? Dieser Frage ist kürzlich Oscar Guinea vom Thinktank ECIPE nachgegangen – und er kam bei seinen Berechnungen auf einen erstaunlich hohen Wert: Bei 604 Produkten – bzw. sieben Prozent aller britischen Importe – sind die Briten derzeit gänzlich auf Lieferanten in der EU angewiesen. Und umgekehrt? Da gibt es nur ein einziges, obendrein relativ banales Produkt, das die Europäer ausschließlich aus Großbritannien beziehen – nämlich eine Sorte Holz. Das zweite, in der Studie aus handelsstatistischen Gründen unzulänglich erfasste Produkt ist Scotch Whisky. Doch damit hat es sich bereits.

Dieser und andere ähnliche Befunde dürften der Grund sein für die konzilianten Töne aus London am Vorabend der neunten und letzten Verhandlungsrunde über das Verhältnis zwischen Großbritannien und der EU. Ab dem heutigen Dienstag verhandeln David Frost auf der britischen und Michel Barnier auf der europäischen Seite erneut über die Modalitäten des künftigen Zusammenlebens.

Die Übergangsperiode, in der die Briten an dem EU-Binnenmarkt partizipieren dürfen, als ob der Brexit nicht bereits am 31. Jänner stattgefunden hätte, endet am 31. Dezember. Und schenkt man Berichten britischer Regierungsinsider Glauben, dann hat sich im Kabinett von Premier Boris Johnson im Lauf der vergangenen Woche die Einsicht durchgesetzt, dass ein harter Bruch mit Europa am vermutlichen Höhepunkt einer zweiten Coronawelle für die ohnehin geplagten britischen Unternehmer eine Krise zu viel sein dürfte. Die absehbaren kilometerlagen Staus vor den britischen Häfen, über die der Gütertransport von und nach Europa abgewickelt wird, lassen sich nicht mehr wegdiskutieren. In der Grafschaft Kent wird derzeit ein Mega-Parkplatz für Lkw gebaut, die ab 1. Jänner auf die Einfahrt nach Dover warten müssen, weil die bürokratischen Abfertigungskapazitäten nicht ausreichend vorhanden sind. Diese sichtbaren Konsequenzen des Brexit erhöhen den Druck auf die britische Regierung.

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