Dem Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien um Berg-Karabach droht eine gefährliche Ausweitung. Ausländische Mächte spielen kräftig mit.
Die schweren Gefechte zwischen Armenien und Aserbaidschan um die armenische Exklave Berg-Karabach gingen trotz zahlreicher internationaler Appelle, das Feuer einzustellen, auch am Montag unvermindert weiter. Über zwei Dutzend Menschen starben; die Behörden in Berg-Karabach meldeten gestern 28 Gefallene in den eigenen Reihen, am Sonntag waren 16 Soldaten getötet worden.
Wie schon bei früheren Gefechten artet der Konflikt auch in einen heftigen Propagandakrieg aus, wobei beide Seiten die eigenen Opfer herunterspielen und die dem Gegner zugefügten Verluste stark übertreiben. In beiden Ländern ist inzwischen das Kriegsrecht in Kraft.
Undurchsichtig bleibt auch in diesem Konflikt im Transkaukasus die Rolle der Türkei. Wie Staatschef Recep Tayyip Erdoğan am Montag erklärte, steht sein Land „mit allen Mitteln und ganzem Herzen“ auf der Seite des „Bruderstaates“ Aserbaidschan. Der armenische Botschafter in Moskau erklärte gestern, dass Ankara zur Unterstützung des Alijew-Regimes in Baku 4000 Kämpfer aus Nordsyrien an die Front in Berg-Karabach geschickt habe.
Kämpft auch türkisches Militär mit?
Das Außenamt in Jerewan sprach gestern in einer Erklärung von einer „direkten türkischen Präsenz im Konfliktgebiet“; auch kämen dort türkische Waffen inklusive Drohnen und Militärflugzeuge zum Einsatz. Die Türkei und Aserbaidschan hatten im August zweiwöchige Militärmanöver abgehalten. Möglicherweise habe die Türkei nach den Übungen einen Teil des Kriegsgeräts, eventuell auch ein Truppenkontingent in Aserbaidschan zurückgelassen, spekulierten Militärexperten.