Führungsfehler

Die Babyfalle

Kolumne „Führungsfehler“. Schwangere dürfen nicht gekündigt werden, sagt das Gesetz. Zumindest ein heimisches Unternehmen versucht es doch.

Der „Führungsfehler“ der vergangenen Woche wirbelte einigen Staub in den Sozialen Medien auf. Diskriminierung von Frauen ist immer noch weit verbreitet – wie auch die dieswöchige Kolumne zeigt. Eine Leserin teilt hier ihre Geschichte.

Ihr erstes Kind verlor sie in der Schwangerschaft. Trotz Krankenstand arbeitete sie weiter. Ihr Chef überredete sie dazu.

Bald darauf war sie wieder schwanger. Mit „sehr schwerem Verlauf“, wie sie sagt. Im dritten Monat wunderte sie sich über die ständigen Fragen des Chefs. Wie lange sie daheim bleiben würde? Wann sie zurückkehren wolle? "Woher sollte ich das wissen?“ Sie wünschte sich nur, dass ihr Baby lange genug im Bauch blieb. Sie verweigerte sich festzulegen.

Der Chef änderte die Taktik: Bossing, systematische Angriffe, Zynismus. Sie verstand, sie sollte gehen. Zum Wohl des Kindes, meinte er. Weil sie den Arbeitserfordernissen nicht mehr gewachsen wäre.

Sie holte sich Expertenrat und focht eine „Einigung“ aus. „Ich habe ein paar Euros bekommen“, sagt sie. Nicht viel, aber „es war ein Kampf um die Gerechtigkeit.“ Den Job war sie trotzdem los.

Eine Kollegin bekam nicht mal „Schmerzensgeld“. Im siebenten Monat, mit Kugelbauch und Latzhose, baute sich derselbe Chef vor ihr auf und eröffnete ihr, er müsse sie jetzt kündigen. Weil sie eben die dritte Verwarnung kassiert habe (wofür?). Sie wehrte sich, blieb, bekam ihr Baby und wurde zum erstmöglichen Termin gekündigt. Dazwischen lagen „einmal Hölle und zurück.“

Das Unternehmen stellt seither keine Frauen im gebärfähigen Alter mehr an. „Wir Männer bleiben lieber unter uns“, sagt der Chef. Und dass das wohl „evolutionsbiologisch“ besser so sei.

Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungs- und andere Fehler. Wenn Sie einen solchen loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com

Ähnlichkeiten mit realen Personen und Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Führungsfehler

Wechselseitige Beweihräucherung

Kolumne. Es begann mit der kleinen Bitte einer früheren Mitarbeiterin, ihr doch eine Empfehlung auf LinkedIn zu schreiben. Gerne, sagte man, und schrieb frei heraus, was man an ihr schätzte.
Führungsfehler

Anfängerfehler

Kolumne. Ein Geschäftsführer will ein neues Warenwirtschaftsprogramm, speziell auf seine Bedürfnisse abgestimmt. Sein Programmierer legt ein Angebot. "Zu teuer", kommentiert der Geschäftsführer.
Führungsfehler

WiFi down

Kolumne. Ein Studentenheim mit instabilem Internetzugang. Nicht, dass heutzutage jemand WiFi brauchen würde.
Führungsfehler

Wenn sich 30-Jährige vor 20-Jährigen fürchten

Kolumne. Noch jede Generation hatte ihre Konflikte mit den nachfolgenden. Glaubt man der New York Times, kommt es diesmal schlimmer: Vor der Generation Z kapitulieren selbst Millennials.
Führungsfehler

Erst denken, dann demonstrieren

Kolumne. Dieser „Führungsfehler“ schließt nahtlos an den vorhergehenden an. Er stammt von einer engagierten Mutter, die an einer „Fridays for Future“-Demo teilnahm. Zur Erinnerung: Dort geht es um die Umwelt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.