Theaterautorin

Miroslava Svolikova: An den Rand gedrängt

Christine Pichler
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In ihrem neuen Stück für das Schauspielhaus Wien interessiert sich Miroslava Svolikova für Marginales und darum unweigerlich auch die (verschobene) Mitte. Die Arbeit am Text ging ihr gut von der Hand, parallel mühte sie sich mit Shakespeares „King Lear“ für eine Aufführung in Bochum.

„wer ist eigentlich in der mitte, was ist eigentlich drinnen im rand, am rand sind immer die anderen oder was noch?“, fragt Miroslava Svolikova marginal-existentialistisch in einem Vorwort zu ihrem neuen Stück „Rand“, mit dem das Wiener Schauspielhaus in die neue Spielzeit startet. „mitte ist doch, wo ich bin, überall wo ich bin, ist mitte auch“, steht da noch und unterstreicht das Relative einer zen­tripetalen, zentrizentrierten Sichtweise. Mit dem Ausverhandeln solcherart Relativität und Randbezogenheit beschäftigt sich ausgiebig das Stück, das, wie Svolikovas vorangehende Theatertexte (etwa „Die Hockenden“ oder, zuletzt, „Der Sprecher und die Souffleuse“), von einem stakkatoartigen Humor und Sprachwitz getragen ist und sich in die Tradition des Absurden einreiht.

Svolikovas Theatertexte sind originell und unverwechselbar, reißen das Publikum mit in einen rasanten Strudel, der mitunter zu lustig-schaurigen Erkenntnissen führt. Unterhaltung ist ein nicht unwillkommener Nebeneffekt. „Doch Unterhaltung ist nicht das primäre Anliegen“, sagt Svolikova in einem Vorgespräch; das wirke vereinfachend und könnte falsch ausgelegt werden. „Es gibt immer diejenigen, die mit so etwas gar nichts anfangen können. Aber dann auch wieder die, die damit sehr viel anfangen können“, fasst sie die Rezeption ihrer Arbeit zusammen und wundert sich zugleich, dass auch 2020 noch ein Publikum mit allzu „Avantgardistischem“ (auch diesem Begriff steht sie skeptisch gegenüber) vergrault werden kann.

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