Parfumkolumne

Riechstoff: Spirituosen für die Nase

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Kilian Hennessy will mit seinen Düften die Edelbrandexpertise seiner Familie zur Schau stellen, während Serge Lutens den Weg in eine nordfranzösische Spelunke über marokkanischen Nachtjasmin wählt.

Für all jene, denen gerade nicht nach Kuschelkursnahme auf plüschig-pudrige Nachtlokale ist, hat Kilian Hennessy (ja, die Cognacdynastie) eine olfaktorische Ausweichlösung parat: Sein Duft „Angels’ Share“ ist inspiriert von nächtlichen Ausschweifungen (darauf versteht sich Hennessy, siehe die Parfumreihe „The Narcotics“ und Düfte wie „Intoxicated“ oder „Smoke for the Soul“), auch die Edelbrandexpertise seiner Familie soll evoziert werden, was der Komposition von Parfümeur Benoist Lapouza auch vollmundig anzumerken ist. Dass es sich um einen Duft für die After-Hour handle, wie der Pressetext launig nahelegt, ist insofern nachzuvollziehen, als er mit seiner Opulenz einiges zu übertünchen vermag. Darum soll es allerdings in der Haute Parfumerie nicht vordergründig gehen, ein Aufwachkick ist die mit winterwarmer Tonkanote der überwundenen Gourmandmode nahe kommende Komposition jedenfalls gewiss nicht.

Apropos Barhopping: Serge Lutens, der Poet unter den Parfummachern, erlebte wohl als Kind prägende Erlebnisse in einer Bar in Nordfrankreich. Diese verarbeitet er nun in „Fils de joie“, dominiert von marokkanischem Nachtjasmin. Um die „Trunkenheit des Lachens“, schreibt Lutens, gehe es. Das muss man nicht verstehen, auch nicht, warum eine weiße Blüte aus Marokko die Brücke in den Norden Frankreichs schlägt. Wichtig ist nur: Wer keine üppigen Weißblütendüfte mag, halte sich fern. Alle anderen mögen der Trunkenheit frönen.

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