Literatur

Schottin A. L. Kennedy erhält Buchhandels-Ehrenpreis

Bekannt für ihre feinfühlige Figurenzeichnung und Detailkunst ihrer Romane: A.L. Kennedy.
Bekannt für ihre feinfühlige Figurenzeichnung und Detailkunst ihrer Romane: A.L. Kennedy.(c) APA (Guenter R. Artinger)
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Ihre Romankunst ist auch die der feinen Empathie – sie hat der Schottin eine große Leserschaft beschert.

Eine große Liebe in Brexit- und Fake News-Zeiten erzählt Kennedy in ihrem jüngsten Roman „Süßer Ernst“, zwischen zwei vom Leben mitgenommenen Menschen, einem von der Unmoral seiner Arbeit frustrierten Beamten und einer ehemaligen Alkoholikerin – und wieder bestätigen sich die Stärken dieser britischen Autorin, mit der sie im deutschsprachigen Raum beliebt wurde: die Genauigkeit des Herzens, die Kunst des Details.

Nun erhält A. L. Kennedy für ihr literarisches Werk, aber auch für ihr gesellschaftliches Engagement den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln. Es ist schon die zweite große Ehrung, die der 54-jährigen Autorin in Österreich zuteil wird – 2007 erhielt sie den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur (in Deutschland 2016 den renommierten Heinrich-Heine-Preis).

„Tiefschürfend“ und „wagemutig“ sei ihr literarisches Werk, heißt es in der Jury-Begründung der Jury, die aber auch die „Mitarbeit an Projekten in Stadtteilzentren, Gefängnissen oder Krankenhäusern“ und ihre „publizistischen Interventionen“ rühmt. So veröffentlicht Kennedy seit heuer in der „Süddeutschen Zeitung“ eine regelmäßige Kolumne zum „Brexit“.

„Gleißendes Glück“ und „Paradies“

A. L. Kennedy stammt aus der schottischen Stadt Dundee, später lebte und arbeitete sie in Glasgow, bevor sie 2012 nach London zog. Ihre Erzählung „Orginal Bliss“ – unter dem Titel „Gleißendes Glück“ im Jahr 2000 auf Deutsch erschienen – machte sie im deutschsprachigen Raum erstmals bekannt machte: Auch das eine Liebesgeschichte, zwischen einem selbst ernannten, im Fernsehen auftretenden Glücksspezialistenund einer gläubigen, unterdrückten Hausfrau.

Zu ihren besten Werken zählt auch der Roman „Paradies“, in dem Kennedy beeindruckend das Innenleben einer Trinkerin (und deren Liebe zu einem Trinker) zeichnet. Ebenso „Day“ über einen Mann, der im Zweiten Weltkrieg als Schütze eines Lancaster-Bombers dient und danach unter Schuldgefühlen und Traumata leidet. All diese Bücher zeugen von Kennedys feiner Empathie mit ihren Figuren – und der Fähigkeit, dafür literarischen Ausdruck zu finden. Es ist wohl vor allem diese Stärke, die der Autorin eine so große Leserschaft eingebracht hat.

Der Ehrenpreis, der Kennedy im November bei den Europäischen Literaturtagen in Krems überreicht werden soll, existiert seit 1990; bisherige Preisträger waren u. a. Viktor Frankl, Gerhard Roth, Simon Wiesenthal, Christine Nöstlinger, Sir Peter Ustinov, Doron Rabinovici und Elif Shafak.

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