Gastkommentar

Beirut braucht Hilfe nach der Katastrophe

Die Presse (Peter Kufner)
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Die Explosion im Hafen von Beirut war eine soziale, wirtschaftliche und politische Farce. Ein Appell an die internationale Gemeinschaft.

Seit Jahrtausenden ist der Libanon ein Sammelbecken verschiedener Kulturen und Völker, aber auch Opfer regionaler Machtkämpfe, die einem dauerhaften Frieden im Wege stehen. Doch selbst während des langen Bürgerkriegs im Land (1975–1990) gelang es der libanesischen Hauptstadt Beirut, ihre Kultur der Offenheit zu bewahren. Als Bastion freier Medien, kreativer Literaturforen und renommierter akademischer Institutionen gilt die Stadt als die Perle des Nahen Ostens.

Allerdings heilen historische Wunden nicht so leicht. Obwohl nach dem Krieg eine neue Verfassung verabschiedet wurde und es zu nationaler Erneuerung kam, ist das politische System des Libanon nach wie vor von Korruption durchsetzt. Das führte zu einer Schwächung des Staates und einer dysfunktionalen Wirtschaft. Während das Land von einer Krise in die nächste stolperte, unternahm die Führung des Landes keinerlei Anstrengungen in Richtung eines Kurswechsels, und das schürte die weitverbreitete Unzufriedenheit.

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Am 17. Oktober 2019 gingen libanesische Bürger landesweit auf die Straße und forderten dringend notwendige radikale institutionelle und wirtschaftliche Reformen im Land. Dabei handelte es sich allerdings nicht um einen „Libanesischen Frühling“. Die Forderungen wurden ignoriert, und der Libanon sieht sich, wie der Rest der Welt, seit dem Frühjahr mit der Covid-19-Pandemie konfrontiert. Über weite Strecken dieses Jahres hat die notwendige soziale Distanzierung die Mobilisierung der Bevölkerung abgewürgt.
Am 4. August erschütterte eine gewaltige Explosion in einem Lagerhaus im Hafen Beiruts das Herz der Stadt. Dabei verloren 200 Menschen ihr Leben, über 6000 wurden verletzt und es gab Sachschäden im Ausmaß von 4,6 Milliarden Dollar. Und nun, kaum einen Monat später, wüten im gleichen Stadtteil weitere Brände.

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