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Kunst mit Kapuzenmännchen? Die zeigen wir lieber nicht

Vier große Museen sagen ihre geplante Philip-Guston-Ausstellung ab. Damit erreicht die Selbstzensur in der Kunstwelt eine neue Dimension.

Es wäre hoch an der Zeit gewesen. Seit 15 Jahren hat es keine Retrospektive für Philip Guston mehr gegeben. Vier Häuser wollten das Versäumte nachholen: die Museen für moderne Kunst in Washington, Boston, Houston und die Tate Modern in London. Guston war einer der wichtigsten amerikanischen Maler des 20. Jahrhunderts: ein Hauptvertreter des abstrakten Expressionismus, und ab Ende der 1960er-Jahre jener Künstler, der mit seiner Kehrtwende zum Figurativen Generationen junger Kollegen neue Ausdrucksmöglichkeiten eröffnete. Es war die Zeit der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Guston empfand die reine Harmonie seiner Farbflächen als „Lüge“, wollte wieder die schmutzige Wahrheit zeigen, sich selbst und seiner Gesellschaft einen Spiegel vorhalten.

Und so bevölkerten seine Bilder fortan neben Schuhen, Ziegeln und Büchern auch Symbole des Bösen: cartooneske Männchen mit Kapuzen, die an den Ku-Klux-Klan erinnern, albtraumhaft und jämmerlich, zum Fürchten und zum Auslachen. Damit verarbeitete der Sohn ukrainischer Juden die Traumata seiner Jugend, als der rassistische Geheimbund Schwarze und Juden attackierte. Und die Polizei eines seiner frühen Wandbilder, das Gewalt gegen schwarze Jugendliche zeigte, wie zur Bestätigung mit Schüssen auf die gemalten Opfer verunstaltete. Klingt doch leider ziemlich aktuell, macht doch die geplante Ausstellung umso relevanter, oder?

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