Im zwölften Anlauf

Salzburg in der Champions League: Von allen bösen Geistern verlassen

SOCCER - UEFA CL, RBS vs Tel Aviv
SOCCER - UEFA CL, RBS vs Tel AvivGEPA pictures/ Jasmin Walter
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Salzburg gelingt im zwölften Anlauf gegen Maccabi Tel Aviv erstmals die Qualifikation. Schön anzusehen war auch das Rückspiel (3:1) nicht, der Bann aber ist gebrochen.

Fußballmeister Salzburg wird im Herbst zum zweiten Mal in Folge an der Gruppenphase der Champions League teilnehmen. Die Mannschaft von Trainer Jesse Marsch setzte sich im Play-off gegen den israelischen Vertreter Maccabi Tel Aviv mit einem Gesamtscore von 5:2 durch. Nach dem 2:1-Auswärtssieg vergangene Woche sicherte ein 3:1 im Rückspiel am Mittwoch den Einzug in die Königsklasse. Die Tore der Salzburger erzielten Daka (16., 68.) und Szoboszlai (45.+4).

Nach elf (!) erfolglosen Anläufen in der Qualifikation befreite sich Salzburg mit diesem Erfolg auch von allen Geistern der Vergangenheit, im Vorjahr kam der Klub durch die Uefa-Fünfjahreswertung zum ersten und bislang einzigen Mal in den Genuss eines Fixtickets für die Gruppenphase. Nun wird in Wals-Siezenheim abermals zumindest in drei Spielen die Champions–League-Hymne ertönen, seine Gegner erfährt der österreichische Branchenprimus bei der heutigen Auslosung in Nyon (17 Uhr, live Sky Sport News).

Bayern, Real - oder doch Barcelona?

Attraktive Konkurrenz ist den Salzburgern, die aus dem dritten von vier Töpfen gezogen werden, gewiss. In Topf eins locken Duelle mit Titelverteidiger Bayern München und David Alaba, Finalist Paris SG oder Real Madrid, auch in Topf zwei tummeln sich Hochkaräter wie Barcelona, Manchester City, Chelsea und Dortmund.

Sportlich vermeintlich einfacher, aber weitaus weiniger attraktiv wäre eine mögliche Gruppe mit Zenit St. Petersburg (Topf eins), Schachtar Donezk (Topf zwei) und Ferencvaros Budapest (Topf vier). Aus Topf vier hätte ein Vergleich mit Borussia Mönchengladbach samt Salzburgs Ex-Trainer Marco Rose und den ehemaligen Spielern Stefan Lainer, Valentino Lazaro und Hannes Wolf besonderen Reiz. Zu Partien gegen Schwesternklub RB Leipzig – ebenfalls in Topf drei – kann es aufgrund der Konstellation mit Sicherheit nicht kommen.

Nach 180 Minuten, diesen Eindruck vermittelt zumindest das Ergebnis, scheint Salzburg dieser finale Schritt souverän gelungen zu sein, doch Österreichs Meister hatte sich das Leben in beiden Spielen unnötig schwer gemacht. Schon in Tel Aviv war man die eigentlich bessere Mannschaft, Nachlässigkeiten in der Rückwärtsbewegung respektive der Abwehr aber schürten Verunsicherung in den eigenen Reihen – und stärkten den Gegner, der im Rückspiel mit elf Spielern gleich eine ganze Mannschaft durch positive Coronatests vorgeben musste.

Der Kopf spielt mit

Der Führungstreffer von Daka in der 16. Minute nach Vorarbeit von Koita hätte dem Salzburger Spiel viel Ruhe verleihen können, hingegen kassierte man nach einer halben Stunde den Ausgleich. Karzev wurde nicht attackiert, seinen Weitschuss wehrte Torhüter Stankovic schlecht nach vorn ab, den Nachschuss versenkte Karzev, von Wöber nicht behindert, im Tor.

Salzburg fand Chancen vor, etwa durch Koita (32.) und Szoboszlai (35.), doch auch der verwandelte Elfmeter zum 2:1 in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit durch Szoboslzai gab der Elf von Jesse Marsch nicht die nötige Ruhe. Maccabi, wahrlich kein übermächtiger Gegner, wurde unerklärlich viel Raum gewährt, kam deshalb in Halbzeit zwei immer wieder gefährlich vor das Tor von Stankovic. Die Erinnerungen an vergangene Pleiten, die jüngste war jene gegen Roter Stern Belgrad 2018, wirkten wahrlich lähmend.

In Kombination mit der deutlichen Favoritenrolle und der Angst, einen Vorsprung am Weg in die Königsklasse vielleicht abermals zu verspielen, blieb Salzburg spielerisch weit hinter den Erwartungen zurück. Der Bann der misslungenen Champions-League-Qualifikationen ist aber endlich gebrochen, das 3:1 von Daka (68.) raubte den Israelis jede Hoffnung. In der Gruppenphase muss Salzburg, möchte man erfolgreich sein, jedoch ein anderes Gesicht zeigen.

("Die Presse", Printausgabe 1.10.2020)

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