Fahrbericht

BMW 530d: Zufriedenes Mahlen in all dem Gedöns

Längst dorthin aufgerückt, wo bei BMW früher der 7er stand: neuer 5er der siebten Generation, hier als 530d mit Pracht-Diesel aus Steyr.
Längst dorthin aufgerückt, wo bei BMW früher der 7er stand: neuer 5er der siebten Generation, hier als 530d mit Pracht-Diesel aus Steyr.(c) Andi Riedmann
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BMW hat die 5er-Reihe erfrischt – eine gute Gelegenheit, sich wieder einmal die Qualitäten des Dieselmotors zu Gemüte zu führen. Der Reihensechszylinder aus Steyr wirkt nämlich wie alles andere als ein Auslaufmodell.

Wien. Bei der in Europa verordneten Wende zur Elektromobilität hat man ein mulmiges Gefühl. Vor wenigen Jahren noch war es der Dieselmotor, der quasi dekretiert wurde. Nur dass die behördliche Aufsichtspflicht nicht wahrgenommen wurde, trotz vieler Warnrufe (nicht zuletzt auf diesen Seiten). Mit der Folge, dass die Hersteller, so gut wie unkontrolliert, an der Abgasreinigung sparten, teilweise dreist, mit den bekannten Abgas-Betrügereien bei VW, Daimler und Fiat-Chrysler als Tiefpunkt.

Bevor man nun der nächsten Technologie hinterherhetzt, erneut unter irreführenden Prämissen – damals war es die Sauberkeit, beim Elektroauto sind es die Null-Emissionen –, sollte man sich kurz ansehen, was aus dem mittlerweile diskreditierten Dieselmotor geworden ist. Bei BMW, würden wir sagen, der für den zivilen Gebrauch wahrscheinlich beste Verbrennungsmotor der Welt, so man den Sechszylinder der soeben erneuerten 5er-Reihe herauspickt.

(c) Andi Riedmann

Lammfrommer Bär

Gewiss, auch andere, kleinere Formate haben ihre Meriten, aber zum gleichermaßen bärenstarken wie verbrauchs- und schadstofftechnisch lammfrommen Gebaren kommt die unvergleichliche Laufkultur der Reihenbauweise. BMW ist über die Jahrzehnte bei dem Layout geblieben, andere (Daimler, Jaguar) kehrten dorthin wieder zurück, weil es die aufwendige Abgasreinigung erleichtert.

Mit Stufenaufladung (Hoch- und Niederdruck-Turbo) fahren bei nicht viel über Leerlaufdrehzahl bis zu 650 Newtonmeter Drehmoment ins Automatikgetriebe, bei 4000 Touren laufen 286 PS auf. Derlei war früher Eskalationsstufen vorbehalten, nun ist schon der ganz normale 530d damit ausgewiesen. Freilich, der ist auch schon ein elitäres und teures Gewächs. Neben erwähnter Aufladung wird an den Einspritzdüsen mit 2700 bar eingeblasen. Den bergeweisen Schub des Motors ruft man je nach gewünschter Portion mit dem großen Zeh ab, die begleitende Geräuschkulisse reicht von zufrieden mahlend bis zum Knurren eines scharfen Wachhunds.

Dass die Abgasreinigung wirksam ist, kann man übrigens selbst erschnüffeln: Das giftige Stickoxid NO2 ist farb-, aber nicht geruchlos, sein leicht stechendes Odeur lässt sich bei laufendem Motor kaum verbergen. Man bekommt auf unseren Gassen immer noch genug davon in die Nase, als Nebenwirkung des Laisser-faire von früher.

(c) Andi Riedmann

Auch der 530d ist elektrifiziert, ein Startergenerator mit 48-Volt-Batterie (Kapazität: etwas über 0,5 kWh) weist ihn als Mild-Hybrid aus. Damit ist die Bremsenergie nicht gänzlich beim Teufel, sie kann rekuperiert und zum Betrieb von Nebenaggregaten, die früher am Motor hingen, verwendet werden. Wenn man vor einer Kreuzung zu bremsen beginnt, hat sich der Motor schon ausgeschaltet, ebenso im Segelmodus.

Frucht der Bemühungen ist bei allem Motorbombast samt Allrad ein Durchschnittsverbrauch von 6,5 Litern/100 km – im realistischen Mix aus (überwiegend) Lang- und (weniger) Kurzstrecke. Aus Testerfahrung wissen wir, wie alt Plug-in-Hybride dagegen aussehen, weil auf der Langstrecke der Strom nicht hilft, jedoch das Gewicht von Akku und E-Maschine samt Anhang vom (downgesizeden) Verbrennungsmotor mitgeschleppt werden muss. Aber schön, dass man die CO2-Einsparung auf dem Papier hat. Tatsächlich reduziert sind beim Plug-in Tankinhalt (46 statt 66 Liter) und Kofferraum (410 statt 530 Liter).

Reichweitenprobleme plagen den 530d dagegen nicht, bei vollem Tank sollte sich Wien–Hamburg locker ausgehen. Eine verlockende Aussicht, denn der 5er ist auch abseits des Antriebs einer der angenehmsten Orte, die man auf vier Rädern derzeit beziehen kann.

Der Auftritt des Testexemplars war mit diversen M-Paketen zugespitzt, das bleibt dem Geschmack und Budget überlassen. Das Interieur glänzt so oder so mit einer gelungenen Cuvée aus Behaglichkeit und Hightech. Die Steuerung des Bordmenüs ist immer noch das beste aller Systeme, und dass wir uns mit der Sprachbedienung nicht recht verstehen wollten, nehmen wir gleichmütig hin: Solang man sich in allem gut und ohne Ablenkung vom Geschehen auf der Straße zurechtfindet, wird man gar nicht danach rufen.

BMW 530d x-Drive

Maße L/B/H 4963/1868/1479 mm. Radstand 2975 mm. Leergewicht 1820 kg (DIN). Kofferraum 530 Liter.
Motor R6-Zylinder-Turbodiesel, Leistung max. 210 kW (286 PS) bei 4000/Min, max. 650 Nm bei 1500–2500/Min.
48-Volt-Mild-Hybrid Leistung 8 kW.
0–100 km/h in 5,4 Sek. Vmax 250 km/h. Allradantrieb. 8-Gang-Automatik.
Verbrauch im Test 6,5 l/100 km.
Preis ab 65.600 Euro.

Compliance-Hinweis: Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2020)

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