Arbeitsmarkt

Langzeit­arbeitslosigkeit macht Experten Sorgen

120.516 Menschen wurden im September als „langzeitbeschäftigungslos“ gezählt, um 28 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.
120.516 Menschen wurden im September als „langzeitbeschäftigungslos“ gezählt, um 28 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.(c) APA/DPA/JULIAN STRATENSCHULTE
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Die Zahl der Arbeitslosen steigt langsamer als in den vergangenen Monaten. Doch der Anteil der Menschen, die länger als zwölf Monate ohne Job sind, wächst rapide – auch ohne Krise. Das kann langfristig dramatische Folgen haben.

Wien. Zunächst die guten Nachrichten: Die Zahl der Arbeitslosen ist im September nicht mehr so stark gestiegen wie in den Monaten davor. 408.853 Menschen waren Ende September arbeitslos gemeldet, davon waren rund 62.000 in Schulungen des Arbeitsmarktservices (AMS). Das war ein Anstieg um 22 Prozent im Vergleich zum September des Vorjahrs. Im April hatte die Arbeitslosigkeit noch um 58 Prozent zugelegt. Die neuerlichen gesundheitspolitischen Maßnahmen zeigten sich „bisher erfreulicherweise nicht in einer ,zweiten Welle‘ beim Anstieg der Arbeitslosigkeit“, resümiert AMS-Vorstand Johannes Kopf.

Doch es gibt noch eine andere Zahl, die weit besorgniserregender ist: 120.516 Menschen wurden im September als „langzeitbeschäftigungslos“ gezählt, um 28 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Das heißt, sie hatten schon über ein Jahr keinen Job, Unterbrechungen durch Schulungen oder Rehabilitationsprogramme nicht einberechnet. Voriges Jahr fielen 98.564 Menschen in diese Kategorie, fast dreimal so viele wie im Jahr 2008. Der jüngste Anstieg ist zunächst eine in Krisen normale Entwicklung. „Gerade für Leute, die schon länger arbeitslos sind, wird es in wirtschaftlich schlechten Zeiten noch schwieriger, einen Job zu finden. Das Risiko, langzeitarbeitslos zu werden, steigt“, sagt Helmut Hofer, Ökonom am Institut für Höhere Studien (IHS). Er beschreibt zwei Effekte: Erstens gibt es Menschen, die schon vor Ausbruch der Krise mehrere Monate arbeitslos waren und angesichts der schlechteren Wirtschaftslage in die Langzeitarbeitslosigkeit gerutscht sind. Zweitens: Wenn die Konjunktur gut läuft, wird das Angebot an Arbeitskräften knapper, und Unternehmen greifen auch auf Menschen zurück, die sie zunächst nicht in Erwägung gezogen haben – Ältere, schlechter Ausgebildete und eben Langzeitarbeitslose. In Krisen verharren diese Menschen in der Arbeitslosigkeit. Mit der Zeit bauen sie immer mehr Fähigkeiten und Qualifikation ab, weshalb sich die Chancen auf einen Job weiter verschlechtern – ein Teufelskreis.

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