Industrie

Bayer schockt die Börse

Seit dem Monsanto-Deal hat Bayer mehr als die Hälfte des Börsenwerts verloren.
Seit dem Monsanto-Deal hat Bayer mehr als die Hälfte des Börsenwerts verloren.(c) REUTERS (WOLFGANG RATTAY)
  • Drucken

Der deutsche Pharma- und Agrarchemiekonzern muss noch mehr sparen als geplant – und schließt auch einen Jobabbau nicht aus.

Frankfurt. Trübe Geschäftsaussichten, eine milliardenschwere Sonderabschreibung im Agrargeschäft und nun auch noch eine Verschärfung des Sparprogramms: Der ohnehin von der Glyphosat-Klagewelle in den USA gebeutelte Bayer-Konzern hat die Anleger am Donnerstag verschreckt. Die Aktien des deutschen Pharma- und Chemiekonzerns rutschten in der Spitze um rund 13 Prozent auf knapp unter 48 Euro ab. Damit ist das einst wertvollste Unternehmen im Leitindex DAX nur noch gut 46 Mrd. Euro wert.

Seit der 63 Mrd. Dollar schweren Übernahme von Monsanto im Jahr 2018 hat der Konzern mehr als die Hälfte seines Börsenwerts eingebüßt – mit rund 53 Mrd. Euro umgerechnet etwa so viel, wie er für den Glyphosat-Entwickler gezahlt hat. Durch den umstrittenen Zukauf baute Bayer sein Agrargeschäft zwar deutlich aus, handelte sich aber auch viele Probleme ein.

Am Mittwochabend gab Bayer für genau diese Sparte nun Sonderabschreibungen im mittleren bis oberen einstelligen Milliarden-Euro-Bereich bekannt. Die Agrarsparte leidet unter niedrigen Preisen für wichtige Nutzpflanzen, intensivem Wettbewerb bei Soja und einem geringeren Biokraftstoffverbrauch. Hinzu kommen teilweise massive negative Währungseffekte, etwa beim brasilianischen Real. „Diese Situation wird sich voraussichtlich in nächster Zeit nicht ändern“, so Bayer.

Weitere Verkäufe möglich

Unter anderem deshalb sollen zu den bisher geplanten Einsparungen von 2,6 Mrd. Euro ab 2022 noch weitere 1,5 Mrd. Euro jährlich ab dem Jahr 2024 dazukommen. Bei Bayer läuft derzeit bereits ein Stellenabbauprogramm. Bis Ende 2021 fallen weltweit 12.000 Jobs weg, davon 4500 in Deutschland. Möglicherweise könnte nun weiter an der Personalschraube gedreht werden. Das Unternehmen bekräftigte jedoch auch seinen zugesagten Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland bis Ende 2025.

Bayer prüft zudem die Möglichkeit, sich von nicht strategischen Geschäften oder Marken zu trennen. Der Konzern hat bereits Marken in der Sparte Consumer Health verkauft und sich heuer vom Tiermedizingeschäft getrennt. Bayer will das eingesparte Geld für weitere Investitionen nutzen. Der Gewinn dürfte im kommenden Jahr deutlich unter den Erwartungen der Analysten liegen, für heuer wurde der gesenkte Ausblick bestätigt. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.