Christopher Hampton hat Stefan Zweigs „Geheimnis einer Unbekannten“ auf eigenwillige Weise umgebaut. Martina Ebm brilliert als Marianne.
Warum hast du mir nichts gesagt?“, fragt Stefan immer wieder. Nur mit dem Vornamen versehen, wird der Respekt gebietende Menschenfreund Stefan Zweig zum ganz normalen Kerl: Er hat keine Ahnung. Manchmal lacht jemand im Publikum über die lakonischen Äußerungen dieses Lebemannes und Bestsellerautors – wohlhabend, wohlerzogen, weltläufig – der in „Geheimnis einer Unbekannten“ von einer Frau heimgesucht wird, die ihm ihr Herz ausschüttet. So genau wollte Stefan das gar nicht wissen. Und sie ist sich sogar sicher: Dieser Herr hätte sich, nobel wie er ist, nach einer fetten Geldbuße für sein „Hoppala“, wie die Jugend von heute ungewollte Schwangerschaften nennt, empfohlen.
Eine scheinbar altmodische Geschichte wird hier erzählt: Bereits als Mädchen beobachtet Marianne den eleganten und geheimnisvollen Nachbarn. Was als Schwärmerei einer 13-Jährigen (gespielt von Lara Buchsteiner) beginnt, wächst sich zur Obsession aus. Diese wird auch nicht besser, als das Kind, zur Frau gereift, Erfüllung findet. Ihre Leidenschaft wird schlimmer. So etwas kann einer emanzipierten Powerfrau von heute natürlich nicht passieren. Wer weiß?