Buchbesprechung

Der Zorn der jungen Frau

(c) Kiepenheuer & Witsch
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In „Das Palais muss brennen“ beschreibt Mercedes Spannagel den Hass einer Tochter auf ihre Mutter, die Bundespräsidentin – lakonisch und ironisch.

„Das Palais muss brennen“ ist ein Roman über eine zornige junge Frau, die kiffend und in wechselnden Partnerschaften durch das Leben zieht. Luise ist die Tochter der Bundespräsidentin, doch die ist nicht wie der besonnene Alexander Van der Bellen, sondern Politikerin einer weit rechts stehenden Partei. Die Freunde der Bundespräsidentin gehen jagen, viele davon sind Burschenschafter mit Schmiss. Wenn die Familie nicht im titelgebenden „Palais“ residiert, fährt sie in die Steiermark in ein Haus mit Pool. Dort liegt Luise im Liegestuhl „nah am pervers blauen Wasser“. Die Parteizugehörigkeit der Mutter ist also klar. Und sie vertritt die bekannten Positionen, ist auch Abtreibungsgegnerin. Luise und ihre Freunde planen eine Aktion.

Der Text ist voll mit Hyperbeln, Klischees werden überzeichnet. So bundespräsidentinnenhaft ist etwa Luises Mutter – die von Luise übrigens meistens auch „die Bundespräsidentin“ genannt wird –, dass sie gleich neun Windhunde spazieren führt – Pardon, natürlich spazieren führen lässt, und zwar von Ferdinand, mit dem Luises jüngere Schwester, Yara, schläft. Luise hingegen legt sich einen Mops zu, quasi das Gegenkonzept zum schnittigen Windhund. Mit Möpsen kann man auch Wortspiele machen.

Der Roman ist geschrieben, wie man heute schreiben muss: lakonisch, ironisch, distanziert. Damit trifft Mercedes Spannagel den Geschmack von Juroren und Verlegern, mehrmals wurde sie für ihre Kurzgeschichten ausgezeichnet. Die Zielgruppe ist definiert. CLE

(c) Kiepenheuer & Witsch

Mercedes Spannagel: „Das Palais muss brennen“, Kiepenheuer & Witsch, 192 Seiten, 18,50 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2020)

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