Homeoffice & Kurzarbeit

AMS-Chef Kopf: Wer zu Hause arbeitet, ist nicht faul

AMS-Chef Johannes Kopf
AMS-Chef Johannes KopfDie Presse/Clemens Fabry
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Durch die Kurzarbeit dürfen nicht falsche Strukturen "konserviert" werden, warnt Johannes Kopf - und verweist auf die schwer getroffene Stadthotellerie.

Durch die Kurzarbeit dürfen nicht falsche Strukturen "konserviert" werden, da sie sonst längerfristig zu einem Hemmschuh für Reformen werden, warnt AMS-Chef Johannes Kopf. Als Beispiel nennt er Beschäftigte in der von der Coronapandemie schwer getroffenen Stadthotellerie, die statt Kurzarbeit in einem nachgefragten Job in den Alpenregionen besser aufgehoben wären.

Die Zahl der Betriebe, die kaum überlebensfähig seien, aber nun eine gewisse Zeit über die Krise hinweg gerettet werden, werde "täglich mehr". Im kommenden Frühling müsse ein Weg aus der Kurzarbeit gefunden werden. Sonst besteht die Gefahr, dass Steuermittel an nicht überlebensfähige Betriebe verschwendet würden, so Kopf am Samstag im "Ö1-Mittagsjournal".

Landzeitfolgen für Langzeitarbeitslose

Gerade für Langzeitarbeitslose, die auch in wirtschaftlich guten Zeiten "nicht gerne zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden", werde die Pandemie noch jahrelang nachwirken. Bei den Jugendlichen habe sich die Lage differenziert entwickelt. Sie seien im Lockdown zwar oft die ersten gewesen, die gekündigt wurden - aber auch die ersten, die wieder einen Job gefunden haben. Eine Ausweitung der überbetrieblichen Ausbildung für Junge, die keine Lehrstelle finden, sei gut - aber eine Beschäftigung in der "richtigen Wirtschaft" wäre besser, erklärte der Vorstand des Arbeitsmarktservice. In der Frage der geplanten Corona-Arbeitsstiftung, an der es zuletzt Kritik von ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian gab, setzt Kopf auf die bevorstehenden Gespräche mit den Sozialpartnern und der Bundesregierung.

Die hohe Arbeitslosigkeit bei Ausländern hänge auch mit deren meist kurzer Zugehörigkeit zu ihren Betrieben zusammen - es falle eben leichter, sich von Mitarbeitern zu trennen, die man nicht so lange kennt. Die kürzere Verweildauer erkläre sich zum einen aus den Branchen, in denen viele Ausländer arbeiten - beispielsweise im Tourismus und der Zeitarbeit - und zum anderen damit, dass sie nach einiger Zeit oft österreichische Staatsbürger würden.

408.853 Personen auf Arbeitssuche

Die Arbeitslosigkeit werde im Winter, wie jedes Jahr, zulegen. Der Höchstwert werde traditionell im Jänner erreicht, hier könnten es rund eine halbe Million Arbeitssuchende werden - wenn es keinen Lockdown gibt. Sollte in den nächsten Monaten nicht ein Medikament gegen den Coronavirus gefunden werden, oder zumindest in Entwicklung sein, dann befürchtet Kopf eine Rezession mit "massiven Folgewirkungen."

Aber auch bei medizinischen Fortschritten werde es Veränderungen am Arbeitsmarkt geben - Stichwort Home Office und Shared Desk. Denn eine der Erkenntnisse der vergangenen Monate sei: Wer zu Hause arbeitet, ist nicht faul, so Kopf.

Ende September lag die Zahl der Arbeitssuchenden bei 408.853 Personen, um 74.389 mehr als vor einem Jahr. Der coronabedingte Höchststand war Mitte April des heurigen Jahres mit 588.000 Jobsuchenden erreicht worden. Zuletzt hatte es eine ganze Serie an schlechten Nachrichten aus der Industrie gegeben. Der Grazer Motorenbauer AVL List, die teilstaatlichen Casinos Austria, der deutsche Autozulieferer Mahle mit seinem Kärntner Werk in St. Michael ob Bleiburg, der Flugzeugausrüster FACC, das Schalungstechnikunternehmen Doka, MAN Steyr, das Wiener Traditionshotel Sacher, Mayr-Melnhof, die voestalpine und Swarovski kündigten einen deutlichen Personalabbau an.

(APA)

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