Leitartikel

Fünf Novizen und ein Hofnarr

Michael Ludwig mit Peter Hacker im Hintergrund.
Michael Ludwig mit Peter Hacker im Hintergrund.(c) REUTERS (LISI NIESNER)
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Das Virus und alte Verletzungen schläfern den Wiener Wahlkampf ein. Bürgermeister Michael Ludwig wird wohl zum mächtigsten Politiker in der SPÖ aufsteigen. Wer hätte das gedacht?

Die Wiener Landtagswahl, die von den eigenen Bundesparteien und mithilfe von Wiener Medien bereits zur symbolischen Nationalratswahl umfunktioniert wurde, ist eine Premiere in jeder Hinsicht: Erstmalig nach Jahrzehnten tritt nicht Michael Häupl mit seiner unnachahmlichen Mischung aus lautem Fiakerschmäh, gelangweiltem Zynismus und intellektueller Wendigkeit zur nach allen Regeln der PR-Kunst inszenierten Mutter aller Schlachten an. Erstmals gibt es keinen Herausforderer, den die Wiener SPÖ mit Biegung der Umfragen zum direkten Gegner im Duell um den Bürgermeistersessel hätte ausrufen können. Die Idee, eine türkis-grün-pinke Koalition könnte einen eigenen Kandidaten ins Amt wählen, ist so realistisch und wahrscheinlich wie eine Zweidrittelmehrheit für die Wiener SPÖ. Diesmal gibt es nur einen einzigen Bürgermeisterkandidaten: Michael Ludwig.

Das SPÖ-Urgestein schlägt wie alle anderen Spitzenkandidaten erst seine erste Wahl. Nur und ausgerechnet Heinz-Christian Strache ist wieder als politische Rampensau da und versucht, mit einem Wahlkampf dem Gang zum Arbeitsmarktservice zu entkommen. Überschattet wird alles von der Pandemie, die sich auch in Wien wieder stärker verbreitet und damit zum wichtigsten, wenn auch gemiedenen Wahlkampfthema geworden ist. Von Ibiza-Heimkehrer Strache und seinem Nachfolger-Schmiedl in der echten FPÖ, Dominik Nepp, und ihren fast schon irreal schrillen Ausländerangst-Plakaten abgesehen, wird dieser Wahlkampf bisher mit einer eigentümlichen Zurückhaltung und Höflichkeit geführt. Langweile nennen es die einen, Ängstlichkeit die anderen.

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