Walk of Häme

Oval Home-Office

Oder: Warum auch in Österreich TV-Duelle nicht immer ein Augenschmaus sind.

Am Home-Office scheiden sich ja nach wie vor die Geister. Die einen feiern Freiheit und Flexibilität der neuen Arbeitssituation begeistert, die anderen verfluchen die Isolation und die Einsamkeit beim Geldverdienen in Coronazeiten. Klar ist: Viel vom Gelingen des Arbeitens von zu Hause aus hängt von der Wohnsituation ab. In dieser Hinsicht muss man sich um den prominentesten Heimarbeiter der Welt sicher keine Sorgen machen.

Donald Trump arbeitet nämlich (auch wenn er gerade nicht Corona hat) von seinem weißen Zuhause aus. Er hat mit dem Oval Office einen Arbeitsraum zur Verfügung, in dem man die Tür hinter sich zumachen kann. Der großzügige Garten hilft, sollte ihm einmal die Decke auf den Kopf fallen. Und auch die Qualität des WLAN wird wohl kein Problem sein.

Noch vor dem Bekanntwerden von Trumps Erkrankung war das Entsetzen groß über das erste Fernsehduell der beiden Kontrahenten um das Amt des US-Präsidenten. Auch in Europa und in Österreich. An dieser Stelle sei noch einmal kurz an den jüngsten Präsidentschaftswahlkampf in Österreich erinnert. Dabei ging es zwar „nur“ um den nächsten Bundespräsidenten, aber der Ton in den TV-Debatten war auch nicht gar so fein.

Höhepunkt der Untergriffe war dann ein Zusammentreffen von Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer bei einem Privatsender, der die Kandidaten ohne Moderation aufeinander losließ. Dabei war es dann der spätere Bundespräsident, der nach einem niveaulosen Schlagabtausch die Contenance verlor, sich provozieren ließ, dem Kandidaten der FPÖ vorwarf, „Das ist eine Schweinerei, was Sie da machen“ und zuletzt noch den „Scheibenwischer“ (also die flache Hand vor der Stirn hin- und herbewegen) in Richtung Hofer machte. Die Reaktion der österreichischen Öffentlichkeit auf dieses Duell („demokratiepolitischer Tiefpunkt“), ähnelte jedenfalls jener auf das Duell Donald Trump und Joe Biden.

Und auch als kurze Erinnerung, weil momentan wieder gar so viel Kopf geschüttelt wird über die USA: Auch in Österreich erfolgt die Bestellung der Höchstrichter parteipolitisch, zwar nicht auf Lebenszeit, aber für viele, viele Legislaturperioden bis zu einer festgesetzten Altersgrenze.

Die Wiener Wahl, sonst ein Highlight für Politik-Interessierte, dürfte jedenfalls im Schatten der US-Wahl über die Bühne gehen.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2020)

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