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Papst plädiert in Enzyklika für Abschaffung der Todesstrafe

Papst Franziskus reist nach Assisi
Papst Franziskus reist nach AssisiAPA/AFP/VATICAN MEDIA/HANDOUT
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Franziskus verfasste in der Corona-Phase eine Sozial-Enzyklika über besseres Zusammenleben. "Nicht einmal der Mörder verliert seine persönliche Würde“, schreibt er.

Papst Franziskus widmet in seiner dritten Enzyklika mit dem Titel "Fratelli tutti" (Alle Brüder) dem Thema Migration einen Teil des zweiten und das ganze vierte Kapitel. Dabei plädierte der Heilige Vater gegen eine "Kultur der Mauern". Migranten sollten von den Staaten aufgenommen, geschützt, gefördert und integriert werden, forderte der Papst.

Dabei gelte es, in den Ankunftsländern die richtige Balance zwischen dem Schutz der Rechte der Bürger und einer Aufnahme und Hilfe für Migranten zu finden. Der Papst sprach sich für eine vereinfachte Visa-Erteilung, das Öffnen humanitärer Korridore, ein Bereitstellen von Wohnraum, Sicherheit und Basis-Dienstleistungen, Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten, Familienzusammenführungen, Schutz von Minderjährigen und die Garantie der Religionsfreiheit aus, wie er in der in Assisi unterzeichneten Enzyklika mit dem Titel "Fratelli tutti - Über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft" schrieb.

Der Papst verurteilte den "ungesunden Populismus", der die "Kultur des Volkes" zu ideologischen Zwecken und zum Erhalt der eigenen Macht politisch instrumentalisiere. Oft nutze Populismus die egoistischen Tendenzen von Teilen der Bevölkerung aus. Mit dem Thema Populismus befasste sich der Papst im fünften Kapitel seiner am Sonntag präsentierten Enzyklika, das mit dem Titel "die beste Politik" erscheint.

Die "beste Politik" sei jene, die sich in den Dienst des gemeinsamen Wohls und des Volks stelle und dem Dialog offen sei. Die "beste Politik" schütze die Beschäftigung, die eine unverzichtbare Dimension des sozialen Lebens sei und bemühe sich, dass jeder Mensch seine Fähigkeiten entwickeln könne. Aufgabe der Politik sei die Suche nach Lösungen für all das, was die fundamentalen Rechte der Menschen beschneide, wie soziale Ausgrenzung, Waffen- und Drogenhandel, sexuelle Ausbeutung, Sklavenarbeit, Terrorismus und organisiertes Verbrechen.

Für Abschaffung der Todesstrafe

In seiner neuen Enzyklika hat sich Papst Franziskus zudem entschieden gegen die Todesstrafe ausgesprochen. Diese sei nicht akzeptabel und sollte weltweit abgeschafft werden. "Nicht einmal der Mörder verliert seine persönliche Würde", schrieb der Papst in seiner dritten Enzyklika.

Der Papst betonte, dass die "Heiligkeit des menschlichen Lebens" immer zu berücksichtigen sei. Er plädierte unter anderem für Schutz von Ungeborenen, Armen, Behinderten und alten Menschen.

Im achten und letzten Kapitel mit dem Titel "Die Religionen im Dienst an der Geschwisterlichkeit in der Welt" bekräftigte der Papst, dass Terrorismus sich nicht auf Religion berufen dürfe, sondern in Wirklichkeit auf irrtümlichen Interpretationen religiöser Texte beruht und auch mit Hunger, Armut, Ungerechtigkeit und Unterdrückung zusammenhänge. Die Religionsfreiheit, die für alle Gläubigen fundamental ist, müsse respektiert werden.

Die Enzyklika geht auch auf die Rolle der Kirche ein. Ihre Mission sei nicht auf den privaten Bereich beschränkt. Auch wenn die Kirche nicht Politik betreibe, verzichte sie jedoch nicht auf die politische Dimension, auf die Aufmerksamkeit für das Gemeinwohl und auf die Sorge für eine integrale menschliche Entwicklung.

Bisher zwei Enzykliken

Franziskus hat seit seinem Antritt im März 2013 bisher zwei Enzykliken verfasst: 2013 ("Lumen fidei - Licht des Glaubens") und 2015 ("Laudato si - Über die Sorge für das gemeinsame Haus"). Seine "Umwelt-Enzyklika" vor fünf Jahren war international als Aufruf zum Umdenken im Klimaschutz viel beachtet worden.

(APA/dpa)

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