Enzyklika „Fratelli tutti“

Papst Franziskus plädiert für neue Weltordnung

Franziskus am Sonntag beim Angelus-Gebet im Vatikan.
Franziskus am Sonntag beim Angelus-Gebet im Vatikan.REUTERS
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In erweitertem Rahmen bekräftigt der Papst mit seiner neuen Schrift seine Appelle gegen eine „kranke Welt“.

Rom/Kairo/München. Bei Franziskus, dem Heiligen aus Italien, hätte Papst Franziskus, der Argentinier, bestimmt auch griffigere Zitate finden können. Als Titel für seine am Sonntag veröffentlichte Enzyklika aber wählte er das recht blasse „Fratelli tutti!“ – und erzeugte damit schon vorab kräftige Proteste.

Frauen fühlten sich von der Anrede „Ihr Brüder alle!“ ausgeschlossen; der Papst erhielt (mindestens) einen offenen Brief mit der Aufforderung, sich einen anderen Titel zu überlegen. Vergeblich.

Immerhin steht nun überall im Text, wo das spanische Original mangels anderer sprachlicher Möglichkeiten das Wort „Brüderlichkeit“ („Fraternidad“) verwendet, in der deutschen Version der politisch korrekte Ausdruck „Geschwisterlichkeit“. So sei es ja auch gemeint, sagt der Vatikan. Also: Nichts gegen die Frauen!

Verbündung zum Dialog

In der Tat: Ausschließen will gerade dieser neue Lehrtext des Papsts niemanden. Im Gegenteil. Er erweitert sogar den Rahmen, in dem sich Papst Franziskus (83) bisher geäußert hat. Das Gerüst und den tieferen Sinn der Enzyklika bildet nämlich jenes bisher im Westen kaum beachtete „Dokument über die Brüderlichkeit“, das Franziskus im Februar 2019 zusammen mit dem Großimam der Al-Azhar-Universität in Kairo unterzeichnet hat, mit Ahmad al-Tayyeb.

„Fratelli tutti“ ist damit, zugespitzt gesagt, das erste päpstliche Lehrschreiben, das gemeinsam mit der angesehensten Lehrautorität des sunnitischen Islam entstanden ist, vierhändig gewissermaßen. Damit verbünden sich die mitgliederstärksten Religionen der Erde – jedenfalls der ideellen Selbstverpflichtung nach – zu einer Kultur des Dialogs.

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