Jugendwallfahrt: Verjüngungskur für Bischöfe

Verjuengungskur fuer Bischoefe
Verjuengungskur fuer Bischoefe(c) APA (BARBARA GINDL)
  • Drucken

Die Katholische Jugend hat von Freitag bis Sonntag eine Wallfahrt nach Mariazell mit 600 Teilnehmern organisiert. Mehrere Bischöfe, an der Spitze Kardinal Christoph Schönborn, waren dabei.

Haben Sie schon einmal eine Frau geküsst?“, ist auf ein Kärtchen geschrieben. „Sind Christen die besseren Menschen?“, auf ein anderes. Das sind nur einige der Fragen, denen sich der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky im Workshop „Was ich schon immer einen Bischof fragen wollte“ stellen muss.

Die Teilnehmer der Jugendwallfahrt Mariazell 2010 lassen am Wochenende nicht locker: Warum Frauen nicht Priester werden dürfen, wollen sie wissen. Der 46-Jährige, der seit 2009 das Referat für Kinder- und Jugendseelsorge der Bischofskonferenz leitet, argumentiert seine Antwort so: Die „representatio Christi“ der Priester sei göttliches Gesetz, die Unterscheidung zwischen den Geschlechtern bedeutungsvoller als jede andere. Nur ein Eingreifen Gottes beim Papst könne dies deshalb ändern; ansonsten drohe die Spaltung der Kirche.

Darin sind sich die rund 600 aus ganz Österreich angereisten Teilnehmer des katholischen Jugendevents, das Mariazell von Freitag bis Sonntag in ein Meer aus knallblauen Taschen und T-Shirts mit dem „VOLL LEBEN!“-Logo der Wallfahrt verwandelt hat, einig: Spalten wolle hier niemand. Das Schöne an der Jugendwallfahrt sei vielmehr, die „gesamte Bandbreite der katholischen Jugend zu zelebrieren und den Austausch zu fördern“, so Franz Scharl, Weihbischof der Erzdiözese Wien.

Die Diversität ist unübersehbar: Rund um das Konferenzzentrum „Europeum“ im sonnigen Mariazeller Ortskern tummeln sich junge Nonnen neben Mädchen in Hotpants und Burschen in den typischen dunklen Uniformen der Studentenverbindungen neben Priestern und Mönchen.

Kein Wunder, schließlich wurde das dreitägige Jugendtreffen auf Einladung der Bischofskonferenz von der Katholischen Jugend in Kooperation mit der Koordinierungsstelle der Erneuerungsbewegungen und dem Mittelschüler-Kartell-Verband organisiert. „Es ist eine Herausforderung zusammenzuwachsen“, erklärt Stephan Bazalka, Bundesvorsitzender der Katholischen Jugend Österreich.

Das diesjährige Programm ist auf seine Zielgruppe der 14- bis 25-Jährigen professionell abgestimmt: Neben Gebeten gibt es „Sing Alongs“, ein alkoholfreies Eröffnungsfest mit DJ, eine Lichterprozession und Katechesen zu Themen wie „Christ & Humor“.

Samstagnachmittag stehen 20 Workshops zur Auswahl. Während zum Thema „Gibt es Gott?“ mit zwei Johannesbrüdern über Sein und Nichtsein diskutiert wird, sitzen Teenager vor der Hauptschule im Schatten und knüpfen Freundschaftsbänder. Die Workshops „Percussion Power“ und „Fußball mit Bischöfen“ hört man von Weitem.

„Frauen sollen an die Macht“

Für die jugendlichen Teilnehmer ist das dichte Programm aber nicht alles. „Man erfährt auf solchen Treffen, dass man mit seinem Glauben nicht allein dasteht und schließt super Freundschaften“, sagt Matthias (15) aus Krems. „Freunde finden“ und „Abwechslung zum Alltag“ sind auch für die zwölfjährige Vera und ihren gleichaltrigen Cousin Felix aus Tirol die Hauptgründe für ihre Teilnahme.

Eine klare Antwort gibt es außerdem auf die Frage, was die Kirche Jugendlichen zu bieten hat: „Glauben ist Gemeinschaft“, weiß Manuela (21), die in der kleinen Pfarrgemeinde Kranichberg (NÖ) Jugendmessen und Fußballspiele organisiert.

„Gemeinschaft, Halt und Anerkennung“ bringt der Glaube Magdalena (15), Christina (19) und Sarah (17). Die drei sind Mitglieder der Band „Soundkistn“, die zur Katholischen Jugend Oberösterreich gehört und beim Eröffnungsfest mit Coversongs aufgetreten ist.

Zu Krisen und Skandalen innerhalb der Kirche haben sie ebenso eine Meinung: „Wir stehen zur Kirche, auch wenn es nicht immer leicht ist. Wenn man austritt, kann man nichts verändern.“ Ihr wichtigster Kritikpunkt ist klar: „Frauen sollen mehr Macht haben.“

Kardinal Christoph Schönborn hat Derartiges schon oft gehört. Er zeigt sich insgesamt zufrieden: Er erlebe einen Aufbruch der Jugend, sagt er.

AUF EINEN BLICK

Jugendwallfahrt.
Die Katholische Jugend hat von Freitag bis gestern, Sonntag, eine Wallfahrt nach Mariazell mit 600 Teilnehmern organisiert. Mehrere Bischöfe, an der Spitze Kardinal Christoph Schönborn, waren dabei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.