Die berittene Polizei fordert Passanten in Istanbul auf, Masken zu tragen.
Pandemie

Corona explodiert in der Türkei: „Wir stehen vor einem Tsunami“

Laut neuen Informationen dürfte die Zahl der Neuinfektionen in der Türkei bei etwa 10.000 pro Tag liegen. Ärzte befürchten, dass die Lage noch schlimmer wird.

Nachdem die türkische Regierung einräumen musste, bei der Veröffentlichung der Corona-Zahlen zu schummeln, wird jetzt das tatsächliche Ausmaß der Pandemie im Land bekannt. Nach Angaben des Gesundheitsministers Fahrettin Koca liegt die Zahl der neuen Infektionen derzeit bei etwa 10.000 täglich – die offizielle Statistik registriert aber nur die 1400 Patienten pro Tag, die medizinisch behandelt werden.
Wegen der hohen Zahlen hat Großbritannien die Türkei von der Liste sicherer Reiseländer gestrichen – Tausende britische Urlauber müssen nach ihrer Heimkehr in Quarantäne. Britische Medien berichteten, viele Urlauber in der Türkei hätten versucht, die Ferien abzubrechen und rechtzeitig nach Hause zu kommen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO ruft die Türkei auf, die Corona-Zahlen nach den Standards der UN-Organisation zu veröffentlichen. Nach den WHO-Regeln wird jeder im Labor bestätigte Corona-Fall gezählt – unabhängig von klinischen Anzeichen und Symptomen.

Rücktrittsforderung an Minister

Vorige Woche hatte Koca unter dem Druck der Opposition zugeben müssen, dass die Regierung seit Ende Juli in ihrer öffentlichen Corona-Bilanz nicht mehr die Zahl der positiv Getesteten verzeichnet, sondern nur noch Patienten, die zu Hause oder im Spital behandelt werden müssen. Der türkische Ärztebund forderte darauf den Rücktritt des Ministers, weil er die Öffentlichkeit hinters Licht geführt habe. Koca rechtfertigte sein Vorgehen mit dem Argument, der Schutz „nationaler Interessen“ sei genauso wichtig wie der Gesundheitsschutz für die Bevölkerung. Die Opposition vermutet, dass die Regierung die Zahlen schönt, um neue Beschränkungen für die ohnehin krisengeschüttelte Wirtschaft zu vermeiden.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.