Gastkommentar

Plädoyer für ein universales Gutmenschen­tum

Peter Kufner
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Wieder eine lange Enzyklika von Papst Franziskus. Sie zeigt die Kirche als Teilnehmer am politischen Traum der Weltverbesserung.

Wenn man das Maß an anderen päpstlichen Schreiben zu sozialen und ökonomischen Fragen nimmt, verdient der Text, den Papst Franziskus jetzt vorgelegt hat und als Sozialenzyklika bezeichnet, diesen Namen nicht. Haben sich seine Vorgänger Leo XIII. („rerum novarum“), Pius XI. („quadragesimo anno“) und Benedikt XVI. („caritas in veritate“), konzis und auf wissenschaftlichem Niveau mit den sozialökonomischen Herausforderungen ihrer Zeit beschäftigt, ist die neue Enzyklika „fratelli tutti“ eher ein Plädoyer für universales Gutmenschentum, er nennt es kirchlich-modisch Geschwisterlichkeit.

Geschrieben ist sie im Stil eines mäandrierenden, immer wieder auf dieselben Motive kommenden lateinamerikanischen Romans. Der Verfasser wünscht sich eine „rechtliche, politische, wirtschaftliche Weltordnung“, doch es fehlt ihm die analytische Kraft, diese auch nur in Ansätzen beschreiben zu können. Er stellt aber eine Reihe von ethischen Forderungen an eine solche Ordnung. Die katholische Nachrichtenagentur Kathpress in Wien schreibt der Enzyklika „Züge einer Sozialutopie“ zu.

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Ein zentraler Begriff des päpstlichen Rundschreibens ist: soziale Freundschaft. Das ist eine semantische Neuschöpfung, die offensichtlich die persönliche Kategorie Freundschaft irgendwie ins Politische übersetzen möchte. Die Kirche sieht sich als Teil einer Allianz der Weltverbesserung und verbindet ihre geistliche Aufgabe mit den Aspirationen von UNO und diversen NGOs und beweist sich so ihre Anschlussfähigkeit an die moderne Welt. Dem entspricht auch der Stil des Textes als höchstpersönlicher tour d'horizon über die aktuellen Weltprobleme. Daran kann sonst niemand mitgearbeitet haben.

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