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Coronavirus-Infekt: Trump "noch nicht über den Berg"

Trump inszenierte seine Ankunft im Weißen Haus.
Trump inszenierte seine Ankunft im Weißen Haus.APA/AFP/NICHOLAS KAMM
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Donald Trump hat das Krankenhaus verlassen. Er will seinen wegen der Corona-Erkrankung ausgesetzten Wahlkampf wieder aufnehmen. Doch auch Chef-Virologe Fauci warnt, Trump müsse noch einige Tage unter Beobachtung bleiben. Außerdem dürfte er noch ansteckend sein.

"Haben Sie keine Angst vor Covid“, schrieb US-Präsident auf Twitter kurz nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus. Man dürfe nicht zulassen, dass das Coronavirus das eigene Leben dominiere. "Unter der Trump-Regierung haben wir einige wirklich großartige Medikamente und Kenntnisse entwickelt. Ich fühle mich besser als vor 20 Jahren!" Der US-Präsident ist also zurück in seinem Amtssitz. Fall abgeschlossen? Trump inszenierte seine Ankunft als Demonstration von Stärke: Er stieg die Treppe zum Balkon auf der Südseite seiner Residenz hoch, nahm dort die Gesichtsmaske ab und salutierte dem Piloten seines abfliegenden Hubschraubers.

Der US-Präsident war wenige Minuten zuvor aus dem Walter-Reed-Krankenhaus in einem Vorort von Washington entlassen worden. Trump war im dort unter anderem mit einem experimentellen Antikörper-Medikament sowie Steroiden behandelt worden. Sein Leibarzt Sean Conley schränkte zwar ein, dass Trump "noch nicht über den Berg" sei. Zugleich betonte er aber, dass der Präsident im Weißen Haus rund um die Uhr die beste medizinische Versorgung bekommen werde. "Fühle mich wirklich gut!", schrieb der Präsident bei Twitter. Er war am Freitagabend per Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen worden.

Vermutlich noch ansteckend

Trump dürfte noch ansteckend sein und müsste nach Vorgaben von Gesundheitsbehörden die Maske tragen, um Personen in seiner Nähe zu schützen. Auf Fernsehbildern von Montagabend (Ortszeit) war nicht zu erkennen, dass er die Maske bei Betreten des Weißen Hauses wieder aufgesetzt hätte. Normalerweise sei endet die Ansteckungsgefahr erst nach rund zehn Tagen nach dem Auftreten erster Symptome, sagte der prominente US-Immunologe Anthony Fauci im Sender CNN anlässlich der ebenso umstrittenen Auto-Ausfahrt Trumps samt Secret-Service-Mitarbeitern am Montag um seinen Fans zu winken.

In einem Interview mit CNN sagte Fauci am Dienstag, Trump sei erst in einem frühen Stadiom der Covid-Erkrankung. „Es ist kein Geheimnis, dass, wenn man den klinischen Verlauf von Menschen ansieht, sie manchmal nach fünf bis acht Tagen einen Rückfall erleiden“. Das sei zwar im Fall von Trump unwahrscheinlich. Doch die Ärzte sollten ein Auge auf den US-Präsidenten haben. Fauci selbst ist in die Behandlung Trumps unmittelbar aber nicht involviert, betonte er und lobte seine Kollegen: "Sie sind sehr qualifiziert, deshalb bin ich sehr davon überzeugt, dass der Präsident der Vereinigten Staaten die beste Behandlung bekommt."

Trump inszenierte seine Ankunft im Weißen Haus als Demonstration von Stärke.
Trump inszenierte seine Ankunft im Weißen Haus als Demonstration von Stärke.(c) Reuters

Trumps Leibarzt Conley hatte am Nachmittag bei einer Pressekonferenz vor dem Krankenhaus gesagt, dass er voraussichtlich erst kommende Woche Entwarnung für den Krankheitsverlauf geben könne. "Wenn wir durch das Wochenende bis zum Montag kommen und sein Zustand genauso bleibt oder sich verbessert, dann können wir alle schließlich erleichtert aufatmen", sagte Conley. Es gebe aber nichts, was gegen eine Entlassung sprechen würde.

In vier Wochen steht in den USA die Präsidentschaftswahl an. Trump kündigte am Montagabend auf Twitter an, dass er seinen wegen der Erkrankung ausgesetzten Wahlkampf bald wieder aufnehmen werde.

Das Wahljahr wird von der Corona-Pandemie überschattet. Trump, der sich am 3. November seine zweite Amtszeit sichern will, werden wegen der vielen Toten in den USA schwere Versäumnisse im Umgang mit der Pandemie vorgeworfen. In den vergangenen Wochen hielt er Wahlkampfauftritte mit Tausenden Anhängern ab. Trumps Erkrankung richtete auf der Zielgeraden zur Wahl wieder ein Schlaglicht auf die Pandemie.

Seit Beginn der globalen Krise sind in den USA mehr als 7,4 Millionen Corona-Ansteckungen nachgewiesen worden, mehr als 210 000 Menschen sind nach einer Infektion gestorben. Die Pandemie ist noch immer nicht unter Kontrolle. Selbst das Weiße Haus hat mit einem Ausbruch zu kämpfen, dessen Ausmaße erst nach und nach klarer werden. Mehrere Personen aus Trumps Umfeld haben sich angesteckt, darunter die First Lady, Trumps Wahlkampfmanager und eine seiner engsten Beraterinnen. Am Montag gab seine Sprecherin Kayleigh McEnany ihre Infektion bekannt.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) steigt bei Coronavirus-Infektionen das Risiko einer schweren Erkrankung ab 50 bis 60 Jahren stetig mit dem Alter an. Trump ist 74 Jahre alt. Als weitere Risikofaktoren gelten Vorerkrankungen wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Übergewicht.

Mit einer Warnung vor zynischen Politikern hat der Chef der Europäischen Volkspartei, Donald Tusk, auf Trumps Tweet reagiert. "Haben Sie keine Angst vor Covid-19. Haben Sie Angst vor zynischen mächtigen Leuten, die Lügen darüber verbreiten. Lassen Sie sie nicht ihr Leben dominieren", schrieb der ehemalige EU-Ratspräsident und frühere polnische Ministerpräsident Tusk am Dienstag auf Twitter.

(APA/dpa)

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