Zentralasien

Chaos und Machtvakuum in Kirgistan

Nach Unregelmäßigkeiten bei der Parlamentswahl brachen Montagnacht Unruhen aus. Das Ergebnis wurde annulliert. Die Opposition will den Rücktritt von Staatschef Scheenbekow erzwingen. Ex-Präsident Atambajew wurde aus dem Gefängnis befreit. Er sinnt auf Rache.

Nach den nächtlichen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften stellten sich viele in Kirgistan eine Frage: Wer regiert nun das Land? Der abgetauchte Präsident Sooronbaj Scheenbekow, der sich mit einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit wendete, vom Versuch einer „illegalen Machtergreifung“ sprach und gleichzeitig versicherte, die Lage sei unter Kontrolle? Oder ist die Macht übergegangen auf die Vertreter der Oppositionsparteien, die nachts zuvor ihre Anhänger auf den Ala-Too-Platz gerufen hatten, um gegen das Ergebnis der Parlamentswahl zu protestierten?

Dass der Ministerpräsident des Landes, Kubatbek Boronow, zurückgetreten ist, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Wie der parlamentarische Pressedienst am Dienstag mitteilte, wurde der erst am Vortag von Demonstranten aus dem Gefängnis freigelassene Politiker Sadyr Schaparow vom Parlament zum neuen Regierungschef gewählt. Die Entscheidung sei auf einer außerordentlichen Sitzung des Parlaments getroffen worden. Die Wahl fand demnach in einem Hotel statt, nachdem Demonstranten das Parlament besetzt hatten.

Anders als in der früheren Sowjetrepublik Belarus, wo seit fast zwei Monaten Hunderttausende gegen Wahlfälschungen auf die Straße gehen und mit harter Reaktion des Sicherheitsapparats rechnen müssen, steht die politische Ordnung in Kirgistan nach nur einer Nacht auf dem Kopf. Die sechseinhalb Millionen Einwohner zählende Republik in Zentralasien ist bekannt für einen lebhaften politischen Konkurrenzkampf, aber auch für die Schwäche der Zentralgewalt. Und die schien sich am Dienstag sprichwörtlich zu verstecken.

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