Morgenglosse

Großes kündigt sich an: Rot-Schwarz in Wien?   

Darf das denn wahr sein? Wenige Tage vor der Wahl gibt ÖVP-Wirtschaftsbundchef Walter Ruck Schützenhilfe für SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig. Wie zwei Bündnispartner fürs politische Leben präsentieren sie eine gemeinsam entwickelte App zur Registrierung der Gäste in Lokalen.

Dass es parteiübergreifende Freundschaften gibt, gehört zu gut gehüteten politischen Geheimnissen. Der rote Wiener Bürgermeister Michael Ludwig hält diesbezüglich wenig vom Tarnen und Täuschen. Gerne, wahrscheinlich auch um Gernot Blümels Truppe zu ärgern, betont und zeigt er seine Freundschaft zu einem der letzten Schwarzen in der sonst auf Türkis umgefärbelten Volkspartei der Stadt.

Erst am Dienstag haben die Zwei eine App zum Gäste-Registrieren in der Gastronomie präsentiert. Seite an Seite. Als ob sie nichts von Wahlkampf wüßten. Als ob es keinen 11. Oktober gebe. Strenge Parteistrategen alter Schule würden Walter Ruck parteischädigendes Verhalten vorwerfen.

Die Eisbrecher Ludwig und Ruck

Es gibt zwei Möglichkeiten: Michael Ludwig und Walter Ruck wollen mit vereinten Kräften Eisbrecher für eine Koalition zwischen SPÖ und ÖVP nach der Wiener Wahl spielen. Welches Eis? In der SPÖ würde der Landesparteichef, der nach dem Sonntag wohl weiter an Statur gewinnen wird, ohne große Schwierigkeiten eine Zusammenarbeit mit den Türkisen durchbringen. In der Wiener ÖVP unter Gernot Blümel sieht alles anders aus.

Dort herrscht großes Misstrauen wenn nicht gar Ablehnung gegenüber der SPÖ. Walter Ruck ist zwar Chef des finanzstarken Wirtschaftsbundes und formal einer der wichtigsten Entscheidungsträger. Jetzt kommt das Aber. Wirklich zu melden hat der Präsident der Wirtschaftsammer innerparteilich eher wenig. Der 57-jährige Bauunternehmer wirkt wie ein schwarzer Fremdkörper in der jungen türkisen Truppe.  

Parteipolitik unbekannt

Oder aber Walter Ruck ist jede Parteipolitik so etwas von fremd. Als Chef der gesetzlichen Vertretung der Wiener Wirtschaftstreibenden tut er genau und ausschließlich das, wofür er gewählt wurde. Deren Interessen zu vertreten. Punkt. Mit größtmöglicher Unbekümmertheit und Unparteilichkeit. Als ob er nicht Mitglied der ÖVP und deren Spitzenfunktionär wäre.

Genauso wie das ja auch andere Kammern vormachen!? Die Arbeiterkammer? Oder der laut Eigendefinition überparteiliche Gewerkschaftsbund? Wer würde bei beiden auf die Idee einer SPÖ-Nähe kommen? Wie war das?  O.k. Schlechter Vergleich, ganz, ganz schlechter Vergleich.

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