Leitartikel

Erdoğans erratische Außenpolitik führt in die Sackgasse

Der türkische Präsident Erdogan am Siegestag am 30. August vor dem Mausoleum von Staatsgründer Kemal Atatürk.
Der türkische Präsident Erdogan am Siegestag am 30. August vor dem Mausoleum von Staatsgründer Kemal Atatürk.APA/AFP
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Die militärischen Einsätze der Türkei sind aus dem Ruder gelaufen. Für den Präsidenten sind sie jedoch Machtvehikel in der „neuen Weltordnung“.

Der Gründung der Republik Türkei wohnt das militärische Moment inne. Die Befreiungskriege unter der Führung des Feldherren Mustafa Kemal legten den Grundstein für den modernen Staat und definierten die Rolle der Armee für die nächsten Dekaden: die Generäle als Gralshüter der kemalistischen Prinzipien. Die Geschichte der Türkei ist ausgesprochen eng mit der Geschichte ihres Militärs verflochten – über Mythos und Legendenbildung, über die Rolle der Armee im säkularen Staat bis hin zu politischen Interventionen und Staatsstreichen lassen sich endlose und kontroverse Diskussionen führen. Doch etwas war das türkische Militär mit und nach Mustafa Kemal Atatürk nicht wirklich: expansionistisch.

Mit dieser Tradition hat Präsident Recep Tayyip Erdoğan gebrochen. Seit er sich nach der Präsidentschaftswahl 2018 mit weitreichenden Machtbefugnissen ausgestattet hat, sind die militärischen Abenteuer der Türkei im Ausland aus dem Ruder gelaufen. In Libyen unterstützt Ankara die Regierung von Fayez al-Sarraj, die Operationen im Bürgerkriegsland Syrien laufen seit vier Jahren und sind hauptsächlich gegen kurdische Milizen gerichtet. Auch im Irak geht das türkische Militär gegen die PKK vor. In Katar und Somalia sind zwei große Basen im Aufbau begriffen. Im jüngsten Konflikt mit Griechenland sind Kriegsschiffe ausgerückt. In Nordzypern ist das türkische Militär zwar seit Mitte der 1970er-Jahre präsent, doch der aktuelle Gasstreit hat erneut Kriegsrhetorik aufkommen lassen. Und nun die Unterstützung des verbündeten Aserbaidschan im Konflikt mit Armenien um Berg-Karabach.

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