Theater

Franzobel: „Wie ein Kleinbürger zum Monster wird“

FRANZOBEL
FRANZOBEL(c) PEROUTKA Guenther / WB
  • Drucken

Heute  wird im Akademietheater „Der Leichenverbrenner“ uraufgeführt. Die Novelle von Ladislav Fuks wurde von Franzobel dramatisiert. Er erzählt von der Faszination, die diese Art „tschechischer Herr Karl“ für ihn hat.

Die Presse: Wie sind Sie auf den Prager Autor Ladislav Fuks gekommen? Er starb 1994, hatte seine größeren Erfolge vor einem halben Jahrhundert und ist heute außerhalb von Tschechien kaum bekannt.

Franzobel: Nikolaus Habjan (der Regisseur, Anm.) kannte den Stoff, mir war er unbekannt. Von Fuks sind auf Deutsch zwei, drei Bücher erschienen, alle längst vergriffen, was schade ist, weil es sich um eindringliche Prosa zu heftigen Themen handelt.

Was hat Sie an seiner 1967 veröffentlichten Novelle „Der Leichenverbrenner“ interessiert, die Sie dramatisiert haben?

Der Leichenverbrenner ist eine Art tschechischer Herr Karl, zeigt, wie sich ein Kleinbürger unmerklich in ein Monster verwandelt. Abgesehen von der nicht ganz normalen Tätigkeit als Krematoriumsmitarbeiter ist er ein Durchschnittsmensch mit ausgeprägtem Innenleben. Das Monströse, der Wahnsinn sind bei ihm nicht virulenter als bei anderen. Er ist keine typische Identifikationsfigur, aber jeder kennt so einen: liebenswert, ein paar Macken, um eine Spur zu freundlich – ein typischer lieber Onkel. Und am Ende fragt man sich, wie konnte das geschehen?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.