Morgenglosse

Frauen müssen egoistischer werden

Weniger Frauen auf Chefsesseln von DAX-Konzernen.
Weniger Frauen auf Chefsesseln von DAX-Konzernen.Die Presse, Fabry
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Die Chefsessel der deutschen und heimischen Konzerne werden wieder mehr von Männern besetzt. Niemand wird das ändern, außer Frauen selbst - leider.

Das interessiert doch keinen mehr: Weniger Frauen auf Chefsesseln von DAX-Konzernen. Auch in Österreich bleiben die weiblichen Vorstände in ATX-Unternehmen ein kleiner Kreis von 14. Männer halten 191 Chefpositionen und damit neun mehr als noch vor einem Jahr. 

Überraschungseffekt ist gleich null. Diesmal ist Corona schuld. In der Krise setzt man auf Männer als Chefs. Denn wenn es hart auf hart kommt, halten sie zusammen. Wen interessieren schon Gleichstellungskriterien, wenn eine Pleitewelle droht?

Rechtfertigend verweisen Chefetagen auf den Frauenanteil im Aufsichtsrat. Für diesen gibt es nämlich seit 2018 eine Frauenquote von 30 Prozent. Für das Erreichen des absoluten Minimums klopfte man sich im vergangenen Jahr kräftig auf die Schulter. In Wahrheit ist das aber Augenwischerei. Oftmals wird die Quote mittels des Betriebsrats erfüllt, und der darf bei Bestellung des Vorstands nicht abstimmen - wie praktisch. An sich legt die Arbeitnehmervertretung hier eine hervorragende Karriererutsche. Doch wenn Frau nicht das gleiche Sagen hat, was bringt es? Mehr Geld wohl kaum. Der Betriebsrat hat zwar Anspruch auf Ersatz angemessener Barauslagen, erhalten jedoch keine Aufsichtsratentschädigung. Die wenigen Frauen, die tatsächlich volles Stimmrecht haben, müssen gleich für mehrere Unternehmen herhalten. Warum sich mit Suchen abmühen, wenn es da schon Eine gibt?

Die Aufsichtsratquote nahmen Konzerne noch zähneknirschend hin. Doch noch nie wurde die unternehmerische Freiheit so inbrünstig verteidigt, wie im Angesicht einer möglichen Quote für das Management. Zu Recht: Unternehmenseigentümer sollten selbst entscheiden dürfen, wem sie das Ruder in die Hand geben. Geschlecht sollte keine Rolle spielen – nur Qualifikation.

"Nur wenn Frauen und Männer gemeinsam Verantwortung übernehmen, können wir in diesen herausfordernden Zeiten Erfolg haben", sagt Ursula von der Leyen als erste Frau an der Spitze der Europäischen Kommission. Das ist der kreative Lösungsansatz auf den Frauen gewartet haben. Politik und Gesellschaft wird die Gleichstellung vorerst nicht unterstützen. Also bleibt nur eins: radikaler Egoismus.

Tatsächlich übernehmen Frauen einfach zu viel Verantwortung – für alles und jeden. Schluss damit. Ab in die Wirtschaft und raus mit den Ellenbogen. Bescheidene Genügsamkeit im Job reicht hier nicht aus. Es muss sich bis ins Management vorgedrängelt werden, statt zu warten, dass einem die Position angetragen wird. 

Es kann nicht sein, dass Frauen massenweise in Teilzeit gehen, um sich der Kinder anzunehmen. Schuldgefühle gehören verdrängt zum Wohl der Mädchen, für die man ein Vorbild zu sein hat. Der Partner setzt die Kinder nur vor die Glotze, Pech gehabt – zumindest lernen sie dann, dass Mama was Wichtigeres macht als eine ausgewogene Mahlzeit kochen. Es sind nicht die Frauen die fehlen, sondern die Männer, und zwar am Herd. 

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