Neue Linien

Haute Couture: Zwischen virtuellem Raum und Handwerkskunst

Inspiriert von Couture Looks von Chanel.
Inspiriert von Couture Looks von Chanel.Anje Jager
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Höchste Handwerkskunst, aber in digitaler Reinform: Die Haute Couture dieser Saison musste Gegensätze vereinen und sich zugleich für ihre Zukunft rüsten.

Roter Teppich, welcher rote Teppich? Die Zieldestination der Haute Couture kann ja in dieser Saison höchstens situationselastisch angesteuert werden: Fast überall stehen Galaevents stets auf der Kippe. Filmfestival-Red-Carpets sind ebenso rar wie Menschenaufgebote bei Traumhochzeiten. Es gab für die Haute Couture mit ihrer sagenhaft reichen, modevernarrten Klientel fürwahr schon bessere Zeiten.
Auch die Präsentation der Kollektionen musste im Juli unter Bedingungen stattfinden, die eigentlich dem real-luxuriösen Charakter dieser Modeartefakte widersprechen. Während nach dem Sommer manche Marken zumindest zaghaft versuchten, ihr Prêt-à-porter mit echten Shows zu präsentieren, war das vor dem Sommer noch undenkbar: So wurden die Haute-Couture-Defilees ins Internet verlegt, und um dem geneigten Publikum ein originäres Erlebnis zu bieten, entschieden sich einige Marken für eigene kleine Modekurzfilme.

Bloggerurgestein Diane Pernet, einst Gründerin des „A Shaded View on Fashion Film“-Festivals, fühlte sich wohl endgültig geadelt, als sie etwa den verträumten Dior-Märchenfilm sah, den Regisseur Matteo Garrone für Maria Grazia Chiuri gedreht hatte. Die Kritik an einem – im #BlackLivesMatter-Sommer besonders auffälligen – rein weißen Modelcasting folgte auf dem Fuß; das Maison Dior hofft indessen, mit auf kleine Figurinen gezogenen Kleidern, die um die Welt geschickt werden, Order abzuschließen – ganz wie in ferner Vergangenheit, als solches Püppchenverschicken von Paris zu Adelshäusern im europäischen Off gang und gäbe war.

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