Von abgeschiedenen, stillen Lichtungen im Wald schaut man bei Bregenz auf den Bodensee hinunter.
Wald

Österreichs Waldstädte: So viele Bäume vor den Toren der Stadt

Um in den Wald zu gehen, muss man die Stadt und ihren Speckgürtel meist gar nicht erst verlassen. Der austriakische Forst wartet oft gleich hinter der Haustüre. Im Tann von Bregenz bis nach Klagenfurt. Vier Tipps.

Ein Festspielhaus in der Waldstadt Salzburg

Modell des Salzburger Festspielhauses, nicht realisiert: Werner Feiersinger stellte seine künstlerische Intervention auf den Kapuzinerberg.
Modell des Salzburger Festspielhauses, nicht realisiert: Werner Feiersinger stellte seine künstlerische Intervention auf den Kapuzinerberg.Claudia Braunstein

Wer hätte sich das gedacht, dass mitten in Salzburgs Bergwald am Kapuzinerberg ein Festspielhaus geplant war? Nun hat ein Modell desselben, oder ein Teil davon, in Form einer künstlerischen Intervention von Werner Feiersinger dort für einen Zeitraum von rund einem Jahr Platz gefunden. Der Hintergrund dazu ist zwiespältig. Zum einen erinnert diese Arbeit an das 100-Jahr-Jubiläum der Salzburger Festspiele.
Zum anderen ist dieses Modell ein kleiner Teil eines schier unglaublichen Plans aus der Nazizeit, der den gesamten Kapuzinerberg ausgefüllt hätte und dem somit auch der Großteil der Bewaldung des Stadtbergs zum Opfer gefallen wäre. Dieses Projekt hätte nicht nur die Stadtansicht auf Dauer zerstört, sondern auch den Stadtgämsen den Lebensraum genommen.Zum Glück hat dieses Vorhaben aufgrund großer Finanzierungsschwierigkeiten schnell ein Ende gefunden, und die Salzburger können sich weiter am Mischwald mitten auf einem der Stadtberge erfreuen. (Claudia Braunstein)

Das Gute liegt nur sechs Kilometer vor Wien

Herbststimmung im Wienerwald: Selbst wenn es neblig ist und regnet, hat er seine Reize.
Herbststimmung im Wienerwald: Selbst wenn es neblig ist und regnet, hat er seine Reize.APA/ROLAND SCHLAGER

Falsch ist es nicht, dass die Österreicher im Wald leben, zumindest einige. Wenn auch nicht so wie der zweifelhafte Held in Martin Suters „Die dunkle Seite des Mondes“: Urs Blank, ein Experte für Merger, den die Midlife-Crisis plagt, wird von einer verführerischen Frau zu einem Trip verleitet, halluzinogene Pilze verändern seine Persönlichkeit, er stürzt ab und lässt sich in den Wäldern nieder. Wie auch Marlen Haushofers Eremitin in „Die Wand“, die sich nach einer nicht näher beschriebenen Katastrophe buchstäblich allein auf der Welt wiederfindet.
Im Wald von Kaltenleutgeben geht es weniger dramatisch zu. Höchstens besteht die Gefahr, dass der Wanderer von einem der Radfahrer überrollt wird, diese haben sich seit Corona rasant vermehrt. Viele Wege führen durch den Wiener Wald, anstrengende wie auch gemütliche. Am schönsten ist der Wald, wenn es regnet, da ist der Naturfreund nämlich fast allein. Spechte und andere Vögel bewohnen das Gehölz, das aus Nadel- und Laubbäumen gemischt ist, Ringel- und vielleicht Äskulapnattern sonnen sich auf Steinen, von ihnen kann man lernen, dass das Leben nicht aus Rasen, Joggen, Biken besteht, sondern aus Ausruhen und daraus, sich die milde Herbstsonne auf den Leib scheinen lassen. Manchmal schaut ein Reh hinter einem Baum hervor und beobachtet, ob der Mensch im Jagdfieber nach ihm fahndet oder bloß müßig herumspaziert. Eine Ärztin betreibt im Wald eine kleine Biolandschaft, dort, wo früher Christbäume und Forellen gezogen wurden. Jetzt stapfen Schweine herum, Hühner gurren, Hunde bellen. Die Ärztin bietet ihren Patienten manchmal Obst und Kräuter von ihrem Gütchen an, da kann man erfahren, dass es in der Natur immer zu viel oder zu wenig von allem gibt. Das richtet sich nach den Jahreszeiten, leider nicht im Supermarkt. Man merkt es am Geschmack. Übrigens: Die (Föhren-)Wälder in dieser Gegend sollen nach einer Aufforstung infolge von Kahlschlag entstanden sein – und zwar bereits zur Zeit der Habsburger-Kaiserin Maria Theresia. Diese könnte sich US-Präsident Trump als Vorbild nehmen – und auch den Menschen in Kalifornien würden solche Ideen sicher gefallen.
Hin kommt man mit dem Bus von Rodaun oder Liesing. Mit dem Fahrrad über einen schönen Pfad von Perchtoldsdorf aus ist Kaltenleutgeben, nur sechs Kilometer von der Stadtgrenze entfernt, leicht zu erreichen. Zukehren kann man in der Postschänke, beim Stockerwirt oder in Kaltenleutgeben selbst beim Kaiserziegel. Manchmal gibt es in den Wirtshäusern Konzerte, Michael Pewny, ortsansässiger Jazzpianist, spielt famos. Die Kirche ist auf einem Hügel, dort singt zu Feiertagen ein feiner Kirchenchor. (Barbara Petsch)

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