Europa
Europa: Staaten nehmen Roma ins Visier
Mit der Osterweiterung der EU wurden mehrere Millionen Roma zu EU-Bürgern. Viele von ihnen stehen nun wegen Diebstahls, Bettelei und illegaler Lager im Visier der Behörden von mehreren europäischen Ländern.

Mit der Osterweiterung der EU wurden mehrere Millionen Roma zu EU-Bürgern. Viele von ihnen stehen nun wegen Diebstahls, Bettelei und illegaler Lager im Visier der Behörden von mehreren europäischen Ländern.
(c) AP (Vadim Ghirda)

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat den Roma im Juli den "Krieg" erklärt.
Innerhalb von zwei Wochen wurden 40 nicht genehmigte Roma-Siedlungen aufgelöst. Insgesamt soll die Hälfte der 600 wilden Siedlungen geräumt und Straftäter aus den Reihen der Minderheit umgehend nach Rumänien oder Bulgarien abgeschoben werden. Im Land stößt Sarkozy mit seinen Plänen aber zunehmend auf Kritik. Die Auflösung bringe gar nichts, es handle sich dabei nur um politische Ablenkung, da Sarkozy im Zuge der L'Oreal-Affäre unter Druck gekommen war, so die Kritiker.
Innerhalb von zwei Wochen wurden 40 nicht genehmigte Roma-Siedlungen aufgelöst. Insgesamt soll die Hälfte der 600 wilden Siedlungen geräumt und Straftäter aus den Reihen der Minderheit umgehend nach Rumänien oder Bulgarien abgeschoben werden. Im Land stößt Sarkozy mit seinen Plänen aber zunehmend auf Kritik. Die Auflösung bringe gar nichts, es handle sich dabei nur um politische Ablenkung, da Sarkozy im Zuge der L'Oreal-Affäre unter Druck gekommen war, so die Kritiker.
(c) AP (Bob Edme)

Auch in anderen europäischen Ländern gehen die Behörden vermehrt gegen eingewanderte Roma vor.
In Finnland sollte Ende Juli ein Zeltlager mit rund 100 Roma geräumt werden. Die Bewohner kamen allerdings den Polizisten zuvor und verließen das Lager frühzeitig. Das finnische Innenministerium erwägt nun ein generelles Bettelverbot, Menschenrechtsorganisationen sehen darin eine diskriminierende Maßnahme gegen Roma.
Auch in Schweden wurden Abschiebungen von Roma wegen Bettelei bekannt.
In Finnland sollte Ende Juli ein Zeltlager mit rund 100 Roma geräumt werden. Die Bewohner kamen allerdings den Polizisten zuvor und verließen das Lager frühzeitig. Das finnische Innenministerium erwägt nun ein generelles Bettelverbot, Menschenrechtsorganisationen sehen darin eine diskriminierende Maßnahme gegen Roma.
Auch in Schweden wurden Abschiebungen von Roma wegen Bettelei bekannt.
(c) AP (Vadim Ghirda)

In Dänemark wurden innerhalb der letzten zwei Monate über 40 Roma festgenommen und zum Teil ausgewiesen. Ein Teil der Inhaftierten soll sich mit kriminellen Tätigkeiten über Wasser gehalten haben. Jedoch gab es zu diesen Vorfällen weder ein Gerichtsverfahren noch Bestätigungen oder Aussagen der Betroffenen. Dennoch wurden die Täter ausgewiesen und ihnen ein zweijähriges Einreiseverbot nach Dänemark verhängt.
(c) EPA (Fehim Demir)

Die Zahl der Roma in den 27 EU-Mitgliedsstaaten wird auf etwa zwölf Millionen geschätzt und ist somit die größte ethnische Minderheit Europas. Zahlreiche Roma geben aus Angst vor einer Stigmatisierung als „Zigeuner“ zwar die Nationalität des Heimatlandes, nicht aber ihre Volksgruppe an. Insofern kann man die genaue Anzahl der Bevölkerung nicht bestätigen.
(c) APA-Grafik (M.Schmitt)

In den vergangenen Jahren hat sich die Lage der ethnischen Minderheit in der EU verschlechtert. Vor allem die Schul- und Weiterbildung müsste dringend mehr gefördert werden. Der Anteil von Schulabbrechern ist bei Roma Kindern besonders groß, oftmals ist dies auf soziale Ausgrenzung zurückzuführen.
(Gyula Toth)

Die Roma, die in den Westeuropäischen Ländern wohnen, stammen meistens aus den EU-Ländern Rumänien und Bulgarien und sind dadurch rechtmäßige EU-Bürger. Jeder EU-Bürger kann sich beliebig in einem Mitgliedsland aufhalten. Jedoch muss man über genügend Mittel verfügen und keine Bedrohung für das Land darstellen. Ein EU-Staat muss selber entscheiden, ob ein neuer Bürger genügend Mittel hat, um im Land bleiben zu können. In den letzten Wochen haben manche EU-Staaten entschieden, dass einige Roma diese Kriterien nicht erfüllt haben.
(c) Reuters (Stephanie Mahe)

Ursprünglich stammen die Roma aus Indien. Im 11. Jahrhundert setzte aufgrund der muslimischen Eroberung Indiens eine Auswanderungswelle Richtung Europa ein. Bis zum 16. Jahrhundert verteilten sich die Roma über den europäischen Kontinent. In Mitteleuropa wurde die Volksgruppe als Sinti, in Osteuropa als Roma bezeichnet. Ein großer Teil der Minderheit zog lange Zeit von Ort zu Ort und lebte von mobilen Gewerben.
(c) APA (Silvia Schober)

Die Vorurteile gegen Roma haben in der europäischen Gesellschaft eine lange Tradition. Während des Nationalsozialismus erreichte die Verfolgung jedoch ihren Höhepunkt. Insgesamt wurden während der NS-Gewaltherrschaft rund 500.000 Angehörige der Minderheit getötet.
Im Bild: Vertreter der Roma besuchen das ehemalige Vernichtungslager in Auschwitz-Birkenau für Gedenkfeierlichkeiten. In dem extra für Roma und Sinti eingerichteten 'Familienlager für Zigeuner' kamen etwa 23.000 Roma und Sinti zwischen den Jahren 1943 und 1944 ums Leben.
Im Bild: Vertreter der Roma besuchen das ehemalige Vernichtungslager in Auschwitz-Birkenau für Gedenkfeierlichkeiten. In dem extra für Roma und Sinti eingerichteten 'Familienlager für Zigeuner' kamen etwa 23.000 Roma und Sinti zwischen den Jahren 1943 und 1944 ums Leben.
(c) EPA (Jacek Bednarczyk)

In Österreich leben etwa 20.000 bis 27.000 Roma. Am 4. Februar 1995 wurden in Oberwart vier junge Roma durch ein rassistisch motiviertes Bombenattentat ermordet. Erst infolge der dadurch ausgelösten medialen Aufmerksamkeit ist das öffentliche Bewusstsein für die Probleme der diskriminierten Minderheit in Österreich gewachsen. Seit dem 16. Dezember 1993 sind die Roma in Österreich als Volksgruppe gesetzlich anerkannt. Trotz verschiedener Maßnahmen leiden die Roma aber dennoch unter Arbeitslosigkeit und mangelnder Integration.
(c) APA (Ulrich Schnarr)