Leitartikel

Die zwielichtigen Freiheitskämpfer der aktiven Sterbehilfe

Würdig, autonom, human: Große Worte, die nicht ausbuchstabiert alles und nichts bedeuten.
Würdig, autonom, human: Große Worte, die nicht ausbuchstabiert alles und nichts bedeuten.(c) imago images/photothek
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Österreich sollte sich in Sachen assistierter Suizid nicht von missionierenden Ideologen vor sich hertreiben lassen. Und sein Talent für Grauzonen nutzen.

Schreibt sich heute in Österreich jemand eine heilige Mission auf die Fahnen, haben wohl die meisten den gesunden Reflex, das Weite zu suchen. Auch Mitglieder mit christlichem Hintergrund in der Bioethikkommission etwa wissen: In einer pluralistischen Gesellschaft muss die Gestaltung des Lebensendes für möglichst viele unterschiedlichen Glaubens und Unglaubens die bestmögliche sein.

Dafür definiert auf der Website der neuen „Österreichischen Gesellschaft für ein humanes Lebensende“ (ÖGHL) ein Unterstützer einen „heiligen Auftrag“. Vom Auftrag, „das Licht der Freiheit“ nach Österreich zu bringen, spricht der Gründer des Schweizer Sterbehilfe-Vereins Dignitas, Ludwig A. Minelli. Die ÖGHL – deren Sterbehilfe-Forderung sich u.a. auf nicht näher definierte „wissenschaftliche Grundlagen der Mentalitätsgeschichte und Bewusstseinsevolution“ stützt – soll dem ebenso dienen wie der Antrag vor dem VfGH, das Verbot aktiver Sterbehilfe zu kippen und assistierten Suizid zu legalisieren. Argumentiert wird mit der in der EU-Grundrechtecharta geschützten Menschenwürde: Einen Menschen in Umstände zu „zwingen, die er als unmenschlich und entwürdigend empfindet“, sei unvereinbar mit seiner „Würde“ und „Autonomie“.

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